Eine schonungslose Bestandsaufnahme

Etwa 220 000 Menschen leiden jeden Tag in Deutschland an behandlungsbedürftigen Krebsschmerzen.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:

"Chronische Schmerzen sind keine schicksalsgewollte Last, die Patienten ertragen müssen", sagt Dr. Marianne Koch. "Schmerzen können behandelt und gelindert werden, und Schmerzkranke haben das Recht auf eine kompetente Therapie." Koch, Ärztin und Präsidentin der Deutschen Schmerzliga, hat zusammen mit Professor Hans Rüdiger Vogel im vergangenen Jahr das "Weißbuch Schmerz" herausgegeben, eine schonungslose Bestandsaufnahme der aktuellen Versorgungssituation.

Danach hat sich das schmerztherapeutische und palliativmedizinische Angebot für Tumorpatienten in Deutschland zwar verbessert, ist aber noch längst nicht ausreichend. Die Liste der Mängel ist lang:

  • Die Ausbildung in der Schmerztherapie und Palliativmedizin ist weiter unzureichend.
  • Tumorschmerzen werden in Deutschland auch in zentralen Registern bisher immer noch unzureichend erfasst.
  • Die Schmerzdiagnose ist oft nicht differenziert.
  • Es mangelt an Leitlinien- Compliance.
  • Es gibt Fehler und Unterlassungen in der medikamentösen Schmerztherapie.
  • Bei Ärzten, Patienten und Angehörigen ist immer noch eine "Angst vor Opioiden" zu beobachten.
  • Das Betäubungsmittelrecht bleibt ein Hemmnis bei der Versorgung.
  • Die Versorgungsstrukturen sind unzureichend - von "flächendeckend" kann bisher keine Rede sein.

Trotz aller Defizite - der Ausblick der Weißbuch-Autoren stimmt optimistisch: "Die Politik erkennt zunehmend, dass die einzig richtige Antwort auf Diskussionen um aktive Sterbehilfe ein ausreichendes und qualitativ hochwertiges schmerztherapeutisches und palliativmedizinisches Angebot ist."

Marianne Koch, Hans Rüdiger Vogel: Weißbuch Schmerz, Stuttgart, Thieme-Verlag, 2008, 119 Seiten, Euro 29,95.

Lesen Sie dazu auch: Schmerzlinderung bei Tumorpatienten muss weiter verbessert werden Keine Opioidtherapie ohne Obstipations-Prophylaxe! Durchbruchschmerz - plötzlich und unerwartet Immer noch viele Probleme mit der BtMVV

Mehr zum Thema

Geplante Abwicklung des ÄZQ zum Jahresende

DEGAM wirbt für Fortsetzung des NVL-Programms

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer