Wer koaliert mit wem? Stuttgart gibt kein Strickmuster vor

Die Republik wird nicht am Hausarztvertrag der AOK in Baden-Württemberg genesen. Zu einzigartig ist die Konstellation im Südwesten.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

Folgende Konstellation findet sich in Baden-Württemberg. Es gibt:

  • zwei freie Verbände (Hausärzteverband und Medi), die sowohl eine große Mehrheit der Hausärzte als auch der Fachärzte auf sich vereinen und die beide über vertragspolitische Erfahrung verfügen,
  • eine AOK, die sich im AOK-System als Pionier versteht und deren Führung einen "Draht" zu den Ärztefunktionären gefunden hat
  • eine regionale KV, die durch internen Streit anhaltend geschwächt ist.

Ein Blick über Baden-Württemberg hinaus zeigt, dass jenseits der Landesgrenzen andere Sitten herrschen. Einige Beispiele: In Sachsen-Anhalt hat Hausärzteverbands-Chef Andreas Petri ausdrücklich erklärt, er wolle bei Organisation, Umsetzung und Abrechnung von freien Verträgen die KV ins Boot holen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern haben Verbände eine Aktionsgemeinschaft gebildet und wollen mit der KV kooperieren. Das drückt sich auch in Personen aus: KV-Chef Dr. Wolfgang Eckert ist zugleich Vize-Vorsitzender von Medi im Nordosten. Dieser Schulterschluss zwischen KV und freien Verbänden lässt sich generell in den neuen Ländern beobachten.

Stärker konfliktgeladen ist die Ausgangslage in Westfalen-Lippe. Dort haben sich die KV und sechs ärztliche Verbände für einen Hausarztvertrag mit der AOK zusammengetan. Der Hausärzteverband ist außen vor. Das Klima gilt als vergiftet, der Hausärzteverband versucht den Vertrag über Intervention beim Landesgesundheitsministerium und bei der Vergabekammer zu kippen. In Bayern schließlich haben AOK und Hausärzteverband, die sich eigentlich im Dauerclinch befinden, wider Erwarten für einen Hausarztvertrag zusammengefunden. Damit hat eine Anbieterkoalition aus KV Bayerns und mehreren freien Verbänden das Nachsehen gehabt.

Dieser Vertragsschluss ist zwar überraschend, aber logisch: Zwar können die von ihren Mitgliedern mandatierten Verbände die Verhandlungen über einen Hausarztvertrag bis vor das Schiedsamt tragen. Doch auch dort, wo sich Funktionäre von Kasse und Verband nicht mögen, siegt die Einsicht: Freie Verträge, die vor dem Schiedsamt verhandelt werden, führen sich selbst ad absurdum.

Lesen Sie dazu auch: Neue AOK-Verträge können Druck aufs KV-System erhöhen

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsverbände

Radioonkologen sind jetzt im SpiFa vertreten

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?