Kommentar – Medizinischer Dienst der Krankenkassen

Meldepflicht für Kunstfehler?

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Die unbefriedigende Datenlage bei Behandlungsfehlern hat den Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) zu der Forderung veranlasst, eine Meldepflicht für "Ereignisse" in Praxen und Krankenhäusern einzuführen. Eine gute Idee, weil sie Transparenz schafft?

Eher nicht. Vor allem deshalb nicht, weil der MDS den etwas vagen Begriff des "unerwünschten Ereignisses" verwendet, hinter dem sich alles Mögliche verbirgt und mit dem sich eher eine Scheintransparenz erzeugen lässt. Mehr unerwünschte Ereignisse kann es auch deshalb geben, weil Patienten kränker sind, Behandlungen komplizierter und risikoreicher werden. Und nicht deshalb, weil Ärzte nachlässig arbeiten.

Es tritt eines hinzu: Beim Verdacht auf Behandlungsfehler geht es auch immer um juristische Aspekte: die zivil- und strafrechtliche Haftung des Arztes. Eine Meldepflicht für jedes unerwünschte Ereignis könnte eine Pönalisierung bewirken, die kontraproduktiv für die ärztliche Fehlerkultur wäre.

Es muss möglich bleiben, tatsächliche oder Beinahe-Fehler, die für den Patienten ohne Folgen geblieben sind, unter Ärzten offen zu diskutieren und daraus gemeinsam zu lernen. Das ist jedenfalls besser als eine scheinbare Transparenz auf Basis von Meldepflichten.

Mehr zum Thema

Junges Forum auf dem DGIM-Kongress

Appell für eine bessere Fehlerkultur

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen