Hessen

An der Digitalisierung scheiden sich die Geister

Chance - oder eher Risiko? Beim Thema E-Health gehen Meinungen oft auseinander - so auch bei einer Gesprächsrunde in Hessen.

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FRANKFURT/MAIN. Digitalisierung polarisiert: Im deutschen Gesundheitswesen sei sie bei Weitem nicht genug fortgeschritten, meint Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert.

"Das Gesundheitswesen ist hochgradig digitalisiert", sagt hingegen Arzt und Informatiker Professor Georgios Raptis - sieht aber auch "Defizite in der Vernetzung und Kommunikation", in der heute "Mittel aus dem vergangenen Jahrhundert" zum Einsatz kämen.

Und Martin Leimbeck, Facharzt für Allgemeinmedizin, kommt zwar aus einer "durchdigitalisierten Praxis", betont mit einem Verweis auf aktuelle Hacker-Angriffejedoch Probleme in der Fläche.

Bei den Bad Nauheimer Gesprächen der Landesärztekammer Hessen haben sich die drei Redner am Mittwochabend gegenübergestanden. Das Thema: "Digitalisierung im Gesundheitswesen - Chancen und Risiken".

Leikert, Berichterstatterin der Unionsfraktion für Telematik, machte gleich zu Beginn deutlich, dass Chancen bisher nicht genug genutzt wurden. Die Kommunikation zwischen ambulantem und stationärem Sektor etwa funktioniere nur zeitverzögert, in der Regel müsse der Hausarzt Tage auf einen Entlassbrief warten.

"In anderen Lebensbereichen ist das schon lange nicht mehr zeitgemäß." Dass im Gesetz ein Anreiz von 55 Cent für das Versenden von elektronischen Arztbriefen vorgesehen sein muss, empfinde sie vor diesem Hintergrund als "befremdlich".

Anreize für Ärzte schaffen

Das Herzstück des E-Health-Gesetzes ist für Leikert die digitale Patientenakte. Die Daten gingen mit ihr zurück in den Besitz des Patienten - "wo sie hingehören".

Dabei sei es wichtig, dass Patienten bei der Digitalisierung Schritt halten könnten, betonte Raptis.

So befürworte er etwa, dass der Medikationsplan zunächst in Papierform umgesetzt werden soll: Für die entsprechende Zielgruppe - vor allem ältere Patienten - sei das gut. Patienten dürften nicht überfordert werden, so der Regensburger Professor. "Mit der nachwachsenden Generation wird sich dieses Problem jedoch lösen."

Um Patienten im souveränen Umgang mit ihren Daten zu fördern, sei es wichtig, verstärkt auf M-Health statt E-Health zu setzen: M-Health, also Mobile Health, bezieht sich auf die Bedienung mit mobilen Endgeräten - und die trage heute fast jeder Patient mit sich herum.

Um Ärzte für E-Health zu begeistern, ist es laut Raptis wichtig, Anreize zu schaffen und den Nutzen für die eigene Praxis deutlicher offenzulegen.

Die Wichtigkeit des Datenschutzes betonte Leimbeck, Mitglied im Ausschuss Telematik der LÄK Hessen. Aktuelle Beispiele von Hackerangriffen zeigten, dass es bei der Digitalisierung hohe Risiken von außen gebe.

In seiner Praxis, die er seit 1989 digitalisiert habe, achte er darauf: So sei das WLAN für den Wartebereich etwa vom Netzwerk mit Patientendaten abgeschottet.

"Wenn Sie den Menschen bei der Digitalisierung nicht mitnehmen und Mitarbeiter nicht entsprechend schulen, dann funktioniert das Vorhaben nicht", meint Leimbeck. Der Mensch als Risikofaktor für Sicherheitslücken werde im E-Health-Gesetz jedoch nicht beachtet. (jk)

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