Telemedizin-Bilanz

E-Health – Das digitale Rückgrat des Südens

Medizin und Pflege hat sich Baden-Württemberg zu einem zentralen Schwerpunktthema innerhalb seiner Digitalisierungsstrategie gemacht. Das Ländle will Innovationstreiber bleiben, wie es im ersten Digitalisierungsbericht heißt.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Blick über Heidelberg bei Sonnenuntergang: Das Ländle will weiterhin Pioniert beim Theme E-Health sein.

Blick über Heidelberg bei Sonnenuntergang: Das Ländle will weiterhin Pioniert beim Theme E-Health sein.

© Smileus / stock.adobe.com

STUTTGART. In puncto E-Health zieht Baden-Württemberg alle Augen von Vertretern der Gesundheitspolitik und -wirtschaft in Deutschland auf sich: Denn nachdem der diesjährige Deutsche Ärztetag in Erfurt im Mai den Weg für die ausschließliche Fernbehandlung freigemacht hat, läuft im Ländle seit April mit dem Modellprojekt DocDirekt die bundesweit erste ausschließliche Fernbehandlung für Kassenpatienten .

Das kommt nicht von ungefähr, hat die Landesregierung in Stuttgart die Digitalisierung in Medizin und Pflege zu einem zentralen Schwerpunktthema der Digitalisierungsstrategie digital@bw gemacht, wie sie in ihrem jetzt veröffentlichten, ersten Digitalisierungsbericht schreibt.

Im Zusammenhang mit DocDirekt spricht die Landesregierung davon, "einen besonderen Wettbewerbsvorteil" genutzt zu haben, um innovative telemedizinische Lösungen voranzubringen. "Denn in Baden-Württemberg hat die Landesärztekammer bereits in 2016 das Fernbehandlungsverbot gelockert, so dass wir heute schon reine Fernbehandlungsprojekte modellhaft erproben können", heißt es.

Vier zentrale Handlungsfelder

Mit der ambulanten und stationären Versorgung, der sektorenübergreifenden Versorgung, der Pflege sowie der Personalisierten Medizin habe die baden-württembergische Landesregierung für Digital Health vier Handlungsfelder definiert, die es zu optimieren gelte, wie sie im Bericht schreibt.

Zu den zentralen Vorhaben, die bereits auf den Weg gebracht worden seien, gehörten 14 Projekte, die das Ministerium für Soziales und Integration im Rahmen eines Förderaufrufs identifiziert habe und seit November 2017 mit insgesamt rund vier Millionen Euro fördere. Neben DocDirekt sind dies unter anderem:

  • TelePracMan: unterstützt Patienten mit mehreren chronischen Erkrankungen mit einer App, die unter anderem Symptome in einem digitalen Tagebuch aufzeichnet und Vitalwerte protokolliert. So sollen unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden werden.
  • Internetbasierte Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Zwangsstörungen: Im Fokus steht hier die Entwicklung einer webbasierten, kognitiven Verhaltenstherapie, die auch Betroffene in Regionen mit erschwerten Zugängen zu spezialisierten Therapien ortsunabhängig Zugang zu einer Behandlung ermöglichen soll.
  • Beckenboden-Trainings-App: Inkontinenz-Patienten sollen mit digitalen und personalisierten Methoden besser behandelt werden, um so Einweisungen in Alters- und Pflegeheime zu verhindern.
  • Digitalisierte Bildverarbeitung beim akuten Schlaganfall in einem überregionalen Klinikverbund: Mittels spezieller Software sollen Bilder vor Ort bei Patienten erstellt und an die zuständige Klinik für Neuroradiologie in Freiburg übertragen werden. Damit werde wertvolle Zeit genutzt, um Insult-Patienten optimal zu versorgen.
  • Webbasierte Plattform für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen: In den Landkreisen Ravensburg und Bodensee wird dieses Projekt als Wegweiser für die Planung von individuellen medizinischen Versorgungsangeboten eingerichtet.
  • Teleintensivmedizin-Plattform: Diese Lösung soll die intensivmedizinische Versorgung von Patienten mit komplexen Krankheitsbildern flächendeckend sicherstellen. Dazu werden Gesundheitsdienstleister telemedizinisch vernetzt. Der Pilot wird mit dem Zollernalb-Klinikum Albstadt realisiert.
  • Kinderland BW – Digitalisierte Sprechstunde für Kinder und Jugendliche mit Diabetes: Die digitale Plattform soll auch zum Austausch von Befunden und Vitaldaten zwischen Klinik, Patienten, Angehörigen oder Hausärzten dienen.
  • Ich für mich – für Dich zur Entlastung pflegender Angehöriger: Das Angebot setzt auf Videokonsultationen für pflegende Angehörige.
  • PM-Portal: Der Aufbau des Portals für die Personalisierte Medizin dient laut Bericht als ein Schlüsselprojekt für deren Weiterentwicklung und Verankerung in der Regelversorgung. Im Mittelpunkt stehen die onkologische Diagnostik und Behandlung. Alle behandelnden Ärzte sollen standortübergreifend vernetzt und die Informationsaufbereitung harmonisiert werden. Die nach Qualitätskriterien zu entwickelnden Behandlungszentren sollen eine Steuerfunktion übernehmen und die Patienten zu den Behandlungsmöglichkeiten beraten.
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Projekt des Innovationsfonds

Praxen in NRW werden zur ePA befragt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen

Red Flags

Rückenschmerz: Wer muss sofort ins MRT?

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Makro-Nahaufnahme eines Auges mit okulärer Rosazea.

© Audrius Merfeldas / stock.adobe.com

Schwere Komplikationen möglich

Augen-Rosazea: Erst sind’s die Lider, später auch die Hornhaut