Techniker Krankenkasse

Migräne-App erhält gute Noten

Keine randomisierte Studie, aber immerhin: In einer Patientenbefragung schneidet die Migräne-App des Schmerzzentrums Kiel ziemlich gut ab. Schmerzattacken wurden weniger und die Betroffenen seltener arbeitsunfähig.

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BERLIN. Ein gutes Selbstmanagement ist bei chronischen Schmerzen einer der Eckpfeiler der Therapie. Wer an Migräne leidet, sollte versuchen, durch nicht-medikamentöse Maßnahmen Attacken möglichst zu kupieren, um nicht mehr als zehnmal im Monat zur Akutmedikation greifen zu müssen.

Zehnmal, das ist die Grenze, ab der das Risiko eines medikamenteninduzierten Schmerzsyndroms stark steigt. Moderne IT-Lösungen treten an, die Patienten zu unterstützen. Die Migräne-App der Techniker Krankenkasse wurde seit Oktober über 10.000 Mal heruntergeladen. Es handelt sich um ein digitales Kopfschmerztagebuch mit interaktivem Coach zur Attackenprävention. Es gibt Erinnerungen an bestimmte Übungen, Warnungen, wenn zu viele Akutmedikamente eingenommen werden, und andere Unterstützungsangebote zur Selbsttherapie.

Das kommt gut an, wie Professor Hartmut Goebel von der Kieler Schmerzklinik berichtete, der die App konzipiert hat. In einer Befragung von 176 Nutzern zeigte sich, dass neun von zehn der Auffassung sind, die App trage besser als ein Kopfschmertagebuch aus Papier dazu bei, Therapieregeln einzuhalten, und sechs von zehn bewerteten die Unterstützung der Therapie durch die App als "sehr gut".

Nicht zuletzt Funktionen wie die Einbindung von Wetterdaten und der implementierte Austausch mit anderen Patienten kämen gut an. Auch erste Effektivitätsdaten sehen gut aus, wenngleich hier einschränkend gesagt werden muss, dass es keine Kontrollgruppe gab. Der Placebo-Effekt von IT-Lösungen kann hoch sein.

Dennoch: 25 Prozent sagen, dass sie dank App weniger häufig durch Kopfschmerz arbeitsunfähig sind. Weitere 34 Prozent sagen, dass das zumindest teilweise zutreffe. Eine absolute Mehrheit von 55 Prozent gibt an, dass die Behinderung durch Migräne durch die App reduziert werde. Goebel betonte außerdem, dass die Patienten langfristig am Ball blieben und die App nicht nach ein paar Tagen wieder löschten.

Klaus Rupp, Versorgungsexperte bei der TK, berichtete in Berlin auch noch über erste Erfahrungen mit der digital unterstützten Rückenschmerztherapie Valedo. Beim Rückenschmerz ist regelmäßige körperliche Aktivität der Schlüssel zur Vermeidung von Komplikationen. Mancher lässt sich freilich nur durch Physiotherapeuten motivieren. Tägliche Physiotherapie für Millionen ist aber nicht denkbar.

Bei Valedo handelt es sich um ein sensorgestütztes System, das derzeit 50 physiotherapeutische Übungen umfasst, die der Patient mit Hilfe eines Tablet-PC zu Hause selbstständig durchführt. Er klebt sich dafür zwei Sensoren auf Steiß und auf Brustbein, die die Neigung, die Drehung und die Beschleunigung messen. Mit diesen Sensoren und durch Wirbelsäulenübungen steuert der Patient auf dem Tablet einen Vogel durch einen Hindernisparcours und sammelt Punkte. Erste Ergebnisse einer Befragung von bisher 78 Nutzern liegen vor.

Demnach wird die Lösung, die aktuell von drei Schmerzzentren ausgegeben wird, als einfach zu nutzen empfunden. Eine regelmäßige Nutzung können sich allerdings noch nicht alle Patienten vorstellen. "Wir sind da noch am Anfang", so Rupp. (gvg)

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