Neues von der MunichBREW-Studie

Alkohol bringt den Herzrhythmus auf Trab

Das Oktoberfest als Studienort: Je mehr Alkohol durch die Kehle rinnt, desto schneller schlägt das Herz. Eine entsprechende Assoziation wurde in einer weiteren Auswertung der MunichBREW-Studie nun nachgewiesen.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:

Das Festzelt im Studienfokus: In der MunichBREW-Studie wurde die Auswirkung von Alkohol auf die Herzfunktion bei 3000 Besuchern des Oktoberfestes untersucht.

BARCELONA. Kann der Konsum alkoholischer Getränke unmittelbare Auswirkungen auf das Herz haben?

Ein wiederholt anekdotisch beschriebenes und als "Holiday Heart"-Syndrom bekanntes Phänomen scheint dafür zu sprechen: Nach exzessivem Alkoholgenuss am Wochenende kommt es vor, dass der Konsument danach wegen beängstigendem Herzstolpern mit Verdacht auf Vorhofflimmern in der Notaufnahme einer Klinik landet.

Forscher des Klinikums der Universität München (LMU) und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislaufforschung e. V. (DZHK) wollten den akuten Auswirkungen der Alkoholzufuhr auf den Herzrhythmus deshalb in der MunichBREW-Studie genauer auf den Grund gehen.

In einer ersten, bereits 2017 im "European Heart Journal" publizierten Analyse, die sich auf EKG-Aufzeichnungen von mehr als 3000 Besuchern des Münchner Oktoberfests stützt, konnte die Gruppe um PD Dr. Stefan Brunner und PD Dr. Moritz Sinner bereits zeigen, dass mit höherem Alkoholspiegel das Risiko für bestimmte Herzrhythmusstörungen – in erster Linie Sinustachykardien – deutlich steigt (DOI: 10.1093/eurheartj/ehx156).

Danach lag der unter den untersuchten Festbesuchern ermittelte Anteil an Personen mit Sinustachykardie (> 100 Schläge pro Minute) bei immerhin knapp 26 %.

Dieser Anteil war deutlich höher als in einer zum Vergleich herangezogenen Kohorte aus der Allgemeinbevölkerung (KORA S4 Studie, Kooperative Gesundheitsforschung im Raum Augsburg).

Je mehr Alkohol, desto schneller der Herzschlag

Jetzt haben die Münchner Forscher beim von der European Society of Cardiology (ESC) organisierten Kongress EHRA 2018 in Barcelona eine neue Analyse der MunichBREW-Studie vorgelegt.

Diesmal haben die Untersucher die EKG-Aufzeichnungen von 3012 Teilnehmern genauer unter die Lupe genommen. Im Einzelnen sollten dabei die Assoziationen zwischen den gemessener Atemalkoholkonzentration und bestimmten EKG-Parametern für kardiale Erregung (Herzfrequenz), Leitung (PR-Intervall, QRS-Komplex), und für Repolarisation (QT-Intervall), untersucht werden.

Erneut zeigte sich, dass höhere Alkoholkonzentrationen mit einer höheren Herzfrequenz einhergingen. Diese Assoziation war linear und ohne erkennbaren Schwelle. Dagegen stand der Alkoholgehalt im Atem in keiner Beziehung zu den EKG-Parametern der kardialen Leitung und der Repolarisation.

Noch lasse sich aus diesen Ergebnissen nicht folgern, dass eine durch Alkohol induzierte Herzfrequenzerhöhung gesundheitsschädlich sei, betont Studienautor Dr. Moritz Sinner in einer ESC-Pressemitteilung zur Studienpräsentation. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass Alkohol bei Personen, die aufgrund von Herzerkrankungen bereits eine erhöhte Herzfrequenz aufweisen, ein Trigger für Arrhythmien inklusive Vorhofflimmern sein könne. Dies nachzuweisen war in der MunichBREW-Studie kaum möglich, da die Teilnehmer relativ jung (Durchschnittsalter: 35 Jahre) und gesund waren.

Imbalance des autonomen Nervensystems?

Das Team um Brunner und Sinner hat im Jahr 2015 an allen Festtagen insgesamt 3028 Besucher des Münchener Oktoberfestes untersucht. Bei allen Probanden wurden mithilfe eines tragbaren Smartphone-basierten Systems ein EKG aufgezeichnet, zudem wurde der Alkoholspiegel mit einem Atemalkoholmessgerät ermittelt.

Das Studienprotokoll erlaubte Alkoholspiegel im Bereich zwischen 0 bis maximal 3,0 Promille (0-3,0 g/kg). Im Durchschnitt lag die gemessene Alkoholmenge im untersuchten Kollektiv bei 0,85 g/kg.

Die Studienautoren vermuten, dass der gezeigte Zusammenhang zwischen akuter Alkoholexposition und Veränderungen des Herzrhythmus auf einem alkoholbedingten Ungleichgewicht in der autonomen Nervenversorgung des Herzens beruhen könnte.

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