Thromboembolie-Prophylaxe

Alternative Option ASS

Bei Patienten mit venöser Thromboembolie, die eine orale Antikoagulation auf Dauer nicht erhalten können oder ablehnen, kommt eine Weiterbehandlung mit ASS in Betracht.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Gerinnselbildung im Blutgefäß: Dem kann auch ASS vorbeugen.

Gerinnselbildung im Blutgefäß: Dem kann auch ASS vorbeugen.

© Sebastian Schreiter / Springer Verlag GmbH

SYDNEY. Nach einer venösen Thromboembolie (VTE) ohne erkennbare Ursache ist eine Rezidivprophylaxe mit oralen Antikoagulanzien indiziert - sei es mit Vitamin-K-Antagonisten oder einem der neuen direkten oralen Antikoagulanzien (DOAC).

Gewöhnlich wird diese Prophylaxe auf drei bis 12 Monate befristet, obwohl das Risiko für Thromboserezidive über diesen Zeitraum hinaus erhöht ist.

Eine längerfristige Antikoagulation würde zwar wirksam vor Rezidiven schützen, geht aber mit einem erhöhten Blutungsrisiko einher. Speziell im Falle der Vitamin-K-Antagonisten kommt die Unbequemlichkeit des regelmäßigen Gerinnungsmonitorings hinzu.

Wird die übliche Antikoagulation etwa wegen aufgetretener Blutungen oder auf Wunsch des Patienten abgesetzt, bleibt als alternative Option noch die Weiterbehandlung mit Acetylsalicylsäure (ASS).

ASS schützt ebenfalls vor Thromboembolie-Rezidiven, ist dabei aber nur etwa halb so wirksam wie die orale Antikoagulation. Allerdings ist das Blutungsrisiko erheblich niedriger.

Genaueren Aufschluss darüber, was von einer längerfristigen VTE-Prophylaxe mit ASS an klinischem Nutzen zu erwarten ist, gibt jetzt eine Analyse von kombinierten Daten aus zwei klinischen Studien (WARFASA und ASPIRE), an denen insgesamt 1224 Patienten beteiligt waren (Circulation 2014, online 25. August 2014).

Die mit dem Akronym INSPIRE versehene Analyse war von einer internationalen Forschergruppe um Dr. John Simes aus Sydney bereits vor Bekanntwerden der Ergebnisse beider randomisierter Studien prospektiv geplant worden.

ASS-Prophylaxe reduziert Risiko für erneute VTE

In WARFASA und ASPIRE waren Patienten mit spontan aufgetretener VTE (proximale tiefe Beinvenenthrombose und/oder Lungenembolie) nach Abschluss einer initialen Antikoagulation noch mindestens zwei Jahre und maximal vier Jahre lang mit ASS (100 mg/Tag) oder Placebo weiterbehandelt worden.

Im medianen Beobachtungszeitraum von 30,4 Monaten wurden insgesamt 193 VTE-Rezidive (15,8 Prozent) festgestellt.

Die ASS-Prophylaxe reduzierte das Risiko für erneute VTE signifikant um 32 Prozent im Vergleich zu Placebo (jährliche Inzidenz: 5,1 versus 7,5 Prozent). Das relative Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien wurde dabei durch ASS jeweils in gleichem Maß verringert.

Wurden bei der Analyse als schwerwiegende vaskuläre Ereignisse außer VTE auch noch Herzinfarkte, Schlaganfälle und kardiovaskuläre Todesfälle berücksichtigt, ergab sich eine signifikante Risikoreduktion um 34 Prozent durch ASS im Vergleich zu Placebo (jährliche Inzidenz: 5,7 versus 8,7 Prozent).

Schwere Blutungen traten bei einer jährlichen Rate von 0,5 Prozent (ASS) und 0,4 Prozent (Placebo) in beiden Gruppen relativ selten auf.

Der Unterschied ist nicht signifikant. Simes und seine Mitautoren legen Wert auf die Klarstellung, dass ihre Empfehlung nicht lautet, ASS anstelle von Antikoagulanzien zu verordnen. Ihnen geht es ausschließlich um jene VTE-Patienten, die etwa wegen Kontraindikation keine Antikoagulanzien erhalten können oder diese nicht weiter einnehmen wollen.

Für diese spezielle Gruppe biete sich ASS als zwar weniger effektive, aber gleichwohl sichere und nicht zuletzt kostengünstige Option an.

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