Antidepressivum wirkt auch gegen Körperschmerzen

WIESBADEN (ner). Depressionen tun auch weh. Oft äußern sie sich zunächst als eine schwer faßbare Schmerzsymptomatik. Mit einer geeigneten Therapiestrategie können viele der betroffenen Patienten beschwerdefrei werden und wieder am Arbeitsleben teilnehmen.

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Depressive Menschen seien krank von Kopf bis Fuß, sagte der Psychiater Dr. Bernd Sponheim aus Wismar beim Internistenkongreß in Wiesbaden. Mit der Zahl der körperlichen Symptome nehme die Wahrscheinlichkeit zu, daß eine Depression vorliege, sagte Sponheim bei einer Veranstaltung von Boehringer Ingelheim und Lilly.

Häufig klagen die Patienten über Kopf-, Rücken- oder abdominelle Schmerzen, verbunden mit Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Typisch seien häufig wechselnde Beschwerden.

Allerdings sehen drei von vier Patienten keinen Zusammenhang zwischen körperlichen Beschwerden und einer Depression, wie eine Umfrage der World Federation of Mental Health ergeben hat. Dies verzögert die Diagnose der Depression.

Der selektive Noradrenalin- und Serotoninwiederaufnahme-Hemmer Duloxetin (Cymbalta®) sei auch bei körperlich schmerzhaften Depressionen gut wirksam, so Sponheim. Grund dafür sei womöglich eine gemeinsame neurochemische Dysregulation von Depressionen und Schmerzen.

In einer Studie mit fast 500 Patienten reduzierte sich die depressive Kernsymptomatik mit Duloxetin bereits innerhalb der ersten Therapiewoche signifikant im Vergleich zu Placebo. Das Gesamtschmerzempfinden war innerhalb von zwei Wochen um mehr als 30 Prozent signifikant gesunken.

Nach neun Wochen erreichten 44 Prozent der Patienten eine Remission mit einem Wert auf der Hamilton-Depressionsskala von unter sieben Punkten, mit Placebo waren es 16 Prozent.

Sponheim empfiehlt eine Einstiegsdosis von 30 mg Duloxetin. Meist sei eine Erhaltungstherapie mit 60 mg ausreichend. Sei es die erste depressive Episode, sollte mindestens sechs Monate lang behandelt werden, so der Psychiater.

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