Hochdruckliga warnt

Antihypertensiva nicht leichtfertig absetzen!

Spekulationen zu Wechselwirkungen von RAS-Blockern mit dem neuen Coronavirus verunsichern Patienten. Die Hochdruckliga warnt Betroffene mit Hypertonie davor, die Antihypertensiva aus diesem Grund einfach abzusetzen.

Veröffentlicht:
Zweifel an der Arznei-Sicherheit? Behörden und medizinische Fachgesellschaften informieren seriös über mögliche bisher unbekannte Wechselwirkungen.

Zweifel an der Arznei-Sicherheit? Behörden und medizinische Fachgesellschaften informieren seriös über mögliche bisher unbekannte Wechselwirkungen.

© bilderstoeckchen / stock.adobe.com

Weimar. Die Deutsche Hochdruckliga DHL® rät Hypertonie-Patienten in einer Mitteilung zu einem kritischen Umgang mit (Fehl-)Informationen in den (sozialen) Medien. Momentan werden nämlich Spekulationen verbreitet, dass RAS-Blocker (ACE-Hemmer und Sartane) anfälliger für Infektionen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV2 machen könnten.

Zum Hintergrund: Nach Angaben der Liga nutzt das SARS-CoV2 Virus zum Eintritt in die Zellen das Enzym ACE2. Dieses wird von Zellen der Lunge produziert, wo es auf der Zell-Oberfläche präsentiert wird und als Eintrittspforte für das Virus dienen kann. ACE2 wird aber auch in löslicher Form gebildet und schwimmt dann quasi als Köder im Blut, was die Virusinfektion von Zellen deutlich unterdrückt. Mehr ACE2 könnte also positive oder negative Effekte im Rahmen einer Virusinfektion haben.

Die Rolle der Antihypertensiva: ACE2 baut Blutdruckhormone des Renin-Angiotensin-Systems ab, welche von dem verwandten Enzym ACE gebildet werden. Gängige Blutdrucksenker, wie ACE-Hemmer und Sartane, blockieren die Blutdruckhormonbildung oder -effekte, was in Studien an Ratten und einer Studie am Menschen zu einer leichten Erhöhung des ACE2 geführt hat.

RAS-Hemmung bei Pneumonie von Vorteil

Die Bedeutung für die potenzielle Infektanfälligkeit für SARS-CoV2 ist also völlig unklar, betont die Liga in der Mitteilung und zitiert auch eine Stellungnahme der „European Society of Hypertension“ (ESH) dazu. Hingegen gebe es überzeugende Daten für einen schützenden Effekt durch Blockade des Renin-Angiotensin-Systems bei ARDS („acute respiratory distress syndrome“).

So zeigten mehrere Arbeiten, dass sowohl eine Erhöhung von ACE2, aber auch die Blockade von ACE, wie sie zum Beispiel durch Antihypertensiva erreicht wird, den Verlauf des ARDS günstig beeinflussen. Bei einer Pneumonie entwickelt die Hemmung des Renin-Angiotensin-Systems also vorteilhafte Effekte.

Nicht das „Kind mit dem Bade ausschütten!“

„Der mögliche schädliche Einfluss von Blutdrucksenkern auf Virus-Infektanfälligkeit ist äußerst spekulativ. Hingegen könnten Blutdrucksenker bei schweren Verläufen Leben retten“, betont Professor Florian Limbourg vom Vorstand der Hochdruckliga in der Mitteilung: „Der jetzige Kenntnisstand rechtfertigt also keinesfalls, Blutdrucksenker abzusetzen“, so der Experte von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Insbesondere warnt Limbourg vor dem Absetzen oder der Reduktion der Dosis ohne vorherige Abstimmung mit dem Arzt. Insbesondere bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten kann es in der Folge zu schweren Erkrankungen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen kommen. „Damit würde man das Kind mit dem Bade ausschütten“. (eb/eis)

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Sollte bei Brustkrebs gegen COVID-19 geimpft werden?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Daten aus Wales

Infarktrisiko steigt offenbar auch nach Harnwegsinfekt

Brenzlige Situationen

Umgang mit schwierigen Patienten - Tipps für MFA

Lesetipps
Ein Vorteil bei ärztlichen Patientinnen und Patienten: Die Kommunikation läuft direkter. (Motiv mit Fotomodellen)

© contrastwerkstatt / stock.adobe.com

Berufsrecht

Kollegen als Patienten? Was das fürs Honorar bedeutet

Ein Geldschein liegt in einer Mausefalle.

© photo 5000 / stock.adobe.com

Knackpunkt Selbstzahlerleistungen

Der richtige Umgang mit IGeL-Fallen