Erfolg im Tiermodell

Astrozyten als neuer bei Angriffspunkt bei Alzheimer?

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BONN. Eine Untersuchung von Forschern des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) deutet auf einen neuen Ansatz gegen die Alzheimer-Krankheit hin (J Exp Med 2018; online 3. Mai).

In Studien an Mausmodellen fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Blockade des Hirnrezeptors P2Y1R auf den Astrozyten die Funktion des Gehirns normalisierte und die Gedächtnisleistung verbesserte, teilt das DZNE mit. Auf gesunde Tiere hatten P2Y1R-Antagonisten keinen Effekt, was darauf deute, dass die Hemmung des Rezeptors sehr spezifisch sei.

Astrozyten sind bekanntlich nicht-neuronalen Zellen, die an der Steuerung der Gehirnaktivität und des Blutflusses beteiligt sind.

Sie sind – ähnlich wie Neuronen – in Netzwerken organisiert, die Tausende von Zellen umfassen können " Sie tragen zur richtigen Balance in Gehirn bei. Denn sie helfen, die Neuronen gesund zu halten und die Funktion neuronaler Netzwerke zu bewahren.

Doch bei der Alzheimer-Krankheit ist die Aktivität dieser Netzwerke gestört. Viele Zellen sind hyperaktiv, so auch Neuronen und Astrozyten. Erkenntnisse über die Funktion der Astrozyten sowie ein gezieltes Einwirken auf solche Netzwerkstörungen bergen daher großes Potenzial für die Behandlung von Alzheimer", erklärt Professor Gabor Petzold, Leiter der aktuellen Studie in der DZNE-Mitteilung.

In einer Laborstudie erprobten Petzold und Kollegen diesen Ansatz an Mäusen. Die Tiere entwickelten aufgrund einer genetischen Veranlagung bestimmte Anzeichen der Alzheimer-Krankheit, die in ähnlicher Weise beim Menschen auftreten. Dabei handelte es sich um krankhafte Ablagerungen von Amyloid-beta-Plaques und um abnorme Netzwerkaktivitäten. Außerdem waren die Lernfähigkeit und das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt.

 Rezeptor P2Y1R ins Visier genommen

Die Wissenschaftler nahmen in ihrer Studie einen Rezeptor P2Y1R ins Visier, er überwiegend auf Astrozyten vorkommt. In vorherigen Untersuchungen an Mausmodellen der Alzheimer-Krankheit hatten die Forscher festgestellt, dass die Aktivierung dieses Rezeptors Astrozyten in Hyperaktivität versetzt.

Petzold und Kollegen gingen nun den umgekehrten Weg: Sie behandelten die Mäuse mit verschiedenen P2Y1R-Antagonisten. Die Behandlung dauerte mehrere Wochen.

"Wir haben festgestellt, dass die Langzeit-Behandlung mit diesen Wirkstoffen die Netzwerkaktivität des Gehirns normalisierte. Die Lernfähigkeit und das Gedächtnis der Mäuse wurden zudem deutlich besser", sagt Petzold. Behandelt wurde auch eine Kontrollgruppe, die aus gesunden Tieren bestand.

Bei ihnen hatte die Behandlung keine deutliche Wirkung auf die Aktivität der Astrozyten, heißt es weiter in der Mitteilung. "Dies deutet darauf hin, dass die Hemmung des P2Y1R-Rezeptors sehr spezifisch geschieht. Wenn es keine krankhafte Hyperaktivität gibt, wird die Netzwerkaktivität nicht gedämpft."

In künftigen Untersuchungen wollen die Wissenschaftler in Astrozyten und anderen Zellen nun weitere etwaige Angriffspunkte für Medikamente identifizieren.(eb)

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