Bei einer Nierenarterienstenose: Stabile Patienten in Ruhe lassen!

Bei Patienten mit Nierenarterienstenose (NAST) ist es entscheidend, Blutdruck und Nierenfunktion im Verlauf zu beobachten.

Veröffentlicht:

BERLIN (gvg). "Die ASTRAL-Studie hat gezeigt, dass Patienten mit arteriosklerotischer renovaskulärer Erkrankung von der Aufdehnung einer NAST zusätzlich zur medikamentösen Therapie hinsichtlich Nierenfunktion und Blutdruck nicht oder nur geringfügig profitieren", betonte Professor Jan-Christoph Galle vom Klinikum Lüdenscheid. Deswegen hält er eine generelle Zurückhaltung bei der Indikation zu einem interventionellen Eingriff an der Nierenarterie für angebracht.

An der ASTRAL-Studie hatten 806 Patienten mit NAST teilgenommen. Es war die bei weitem größte randomisiert-kontrollierte Studie zum Vergleich Intervention mit Medikation bei dieser Indikation. Primärer Endpunkt war die Nierenfunktion. Zu den sekundären Endpunkten zählten Blutdruck und Sterberate. Nach einem medianen Follow-up von 34 Monaten gab es bei keinem der Endpunkte statistisch signifikante Unterschiede. Beim diastolischen Blutdruck und bei der Nierenfunktion schnitt die Interventionsgruppe im Trend besser ab. Dafür gab es dort deutlich mehr ernsthafte Komplikationen, darunter Todesfälle und Amputationen. Trotz ihres eindeutigen Resultats erlaube die Studie aber nicht den Schluss, dass Interventionen an der Nierenarterie bei arteriosklerotischer NAST generell obsolet seien, so Galle. Entscheidend für die Praxis seien vielmehr die Einstellbarkeit des Blutdrucks und die Stabilität der Nierenfunktion.

Er machte das an einem Beispiel fest: "Wenn Sie einen Patienten haben, bei dem der Blutdruck mit einer Dreierkombination stabil eingestellt werden kann, dann lassen Sie ihn in Ruhe und machen nichts an der NAST", so Galle. Wichtig seien allerdings weitere Kontrollen sowohl des Blutdrucks als auch der Nierenfunktion. Bleibt der Blutdruck stabil und ändert sich die Nierenfunktion nicht oder nur geringfügig, dann sollte keine Intervention erfolgen. "Wenn die GFR beispielsweise anfangs bei 45 ml/min liegt und über die Jahre nur dem Alter entsprechend weiter abnimmt, dann gibt es ebenfalls keinen Grund für eine Intervention an einer NAST", so Galle. Wenn allerdings der Blutdruck entgleist oder wenn die GFR rascher fällt, als man es im Rahmen der normalen Alterungsprozesse erwarten würde, dann sollte Galle zufolge eine Katheterintervention erwogen werden.

Wichtig sei auch, Überdiagnostik zu vermeiden, um gar nicht erst in Entscheidungsprobleme zu kommen. Im Besonderen sei eine anlasslose Darstellung der Nierenarterie, zum Beispiel beim Zurückziehen des Katheters nach einer Koronarintervention, durch keine Daten zu rechtfertigen. Auch sei es nicht erforderlich, bei jeder neu entdeckten Hypertonie die Nierenarterien anzuschauen. "Die Nierenarteriendiagnostik gehört in den Bereich der Abklärung sekundärer Hypertonien", so Galle. Und diese Abklärung sei in erster Linie bei Problempatienten und zum Beispiel bei sehr jungen Patienten indiziert.

Lesen Sie auch: Frühzeitig Arthrose - hier lohnt der Blick auf Ferritin Welche antiischämische Therapie bei wem? Neue Hinweise auf Nierenschutz durch Sartantherapie Mikroalbuminurie: Diagnostik auch ohne Sammeln Bei Patienten mit Herzinsuffizienz: Sartan-Dosis rauf! Polymyalgia rheumatica: 15 mg Prednisolon Was bringt die Chirurgie der Nasennebenhöhle? Koronar-Kontrolle ist kein Muss

Mehr zum Thema

Weniger Herzerkrankungen seit 2017

Zahlen bei KHK sind rückläufig

I-STAND-Intervention

Weniger Sitzen senkt Blutdruck bei Älteren

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom