Bessert Crataegus Prognose bei Herzinsuffizienz?

NEW ORLEANS (ob). Die Erwartung, mit einem Phytopharmakon Mortalität und Morbidität bei chronischer Herzinsuffizienz senken zu können, ist in einer neuen Studie nicht erfüllt worden. Dennoch lassen ihre Ergebnisse die Möglichkeit offen, dass zumindest bestimmte Patienten mit kardialer Pumpschwäche von dieser Therapie profitieren könnten.

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Es kommt nicht gerade oft vor, dass pflanzliche Präparate in Placebo-kontrollierten Studien ihre positive Wirkung auf "harte" Endpunkte wie Tod oder Klinikeinweisungen beweisen müssen. Eine seltene Ausnahme ist die SPICE*-Studie, deren Ergebnisse ihr Leiter, Professor Christian Holubarsch aus Bad Krozingen, jetzt beim ACC-Kongress in New Orleans erstmals vorgestellt hat.

In dieser Studie sollte geklärt werden, ob die Behandlung mit Crataegus-Extrakt WS 1442 (Anbieter: Dr. Willmar Schwabe) bei chronischer Herzinsuffizienz eine sichere und additiv wirksame Ergänzung zur Standardtherapie mit ACE-Hemmern, Betablockern und Aldosteronantagonisten ist. Primäres Wirksamkeitskriterium war ein kombinierter kardialer Endpunkt (kardialer Tod, Myokardinfarkt, Klinikeinweisung wegen dekompensierter Herzinsuffizienz).

Aufgeteilt auf zwei Gruppen sind 2681 Patienten mit Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium II oder III, mittlere Auswurffraktion: 24 Prozent) zwei Jahre lang mit täglich zweimal 450 mg WS 1442 oder Placebo zusätzlich zur Standardtherapie behandelt worden. Mit 28 Prozent (WS 1442) und 29 Prozent (Placebo) war die Rate der in dieser Zeit aufgetretenen kardialen Endpunktereignisse in beiden Gruppen nahezu gleich, so das von Holubarsch präsentierte Hauptergebnis.

Anhaltspunkte für eine positive Wirkung ergaben sich aber bei alleiniger Analyse der kardialen Mortalität. Bei diesem sekundären Endpunkt war zumindest temporär - nach sechs und 18 Monaten, nicht jedoch nach 12 und 24 Monaten - ein signifikanter Unterschied zu Gunsten vonCrataegus-Extrakt zu erkennen. Speziell in der Subgruppe mit ischämisch bedingter Herzinsuffizienz und nicht so ausgeprägter linksventrikulärer Dysfunktion (Auswurffraktion 25 Prozent) wurde die Rate plötzlicher Herztode durch das Phytopharmakon signifikant gesenkt.

Bewiesen wurde in SPICE damit die Sicherheit der Crataegus-Therapie bei standardgemäß behandelten Patienten mit Herzinsuffizienz. Den positiven Ergebnissen beim sekundären Endpunkt entnimmt Holubarsch zudem Fingerzeige, welche Ausrichtung die künftige klinische Erforschung von Crataegus-Extrakt nehmen sollte. Nach seiner Ansicht könnten sich vor allem die antiischämischen und antiarrhythmischen Wirkeigenschaften von Crataegus als therapeutisch nützlich erweisen.

* SPICE: Survival and Prognosis: Investigation of Crataegus Extract WS 1442 in CHF



STICHWORT

Crataegus

Crataegus - besser bekannt als Weißdorn - wird als Heilpflanze in der traditionellen europäischen Medizin seit Jahrhunderten bei Herzkrankheiten genutzt. Ihr werden positiv inotrope, vasodilatierende, antiarrhythmische und antioxidative Wirkeigenschaften zugeschrieben. Als wirksame Inhaltsstoffe gelten unter anderen oligomere Procyanidine und Flavonoide. (ob)

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