Betablocker lässt Hämangiome verschwinden
HEILBRONN (ner). Hämangiome bilden sich bei Kindern unter Behandlung mit Propranolol "verblüffend schnell" zurück, berichten Kinder- und Hautärzte aus Heilbronn. Sie deuten an, dass diese Off-Label-Therapie künftig zum Standard werden könnte.
Veröffentlicht:Entdeckt wurde die Wirkung zufällig vor zwei Jahren. Ein Säugling mit ausgedehntem Hämangiom im Gesicht bekam unter der üblichen Glukokortikoidtherapie eine hypertrophe Kardiomyopathie und war deshalb mit dem Betablocker Propranolol behandelt worden. Innerhalb von 24 Stunden blasste das Hämangiom deutlich ab und es verkleinerte sich in der Folgezeit rasch.
In Heilbronn haben Professor Harald Löffler von den SLS-Kliniken und seine Kollegen inzwischen ähnliche Erfahrungen bei knapp 100 Kindern gesammelt (Hautarzt 60, 2009, 1013). Sie behandeln die Kinder zunächst drei Tage stationär mit 1 mg/kg Körpergewicht Propranolol täglich, verteilt auf drei Einzeldosen, später mit 2 mg/kg Körpergewicht. "Nach Einschätzung von Kinderkardiologen ist in dieser Dosierung nicht mit relevanten Nebenwirkungen zu rechnen", schreiben die Kollegen. Ihre praktischen Erfahrungen bestätigen das.
Für die ambulante Fortsetzung der Therapie können Einzeldosen mit Glukose in Kapseln abgefüllt werden. Aus diesen wird der Wirkstoff dann zum Gebrauch mit abgekochtem Wasser aufgelöst und in Einmalspritzen aufgezogen, was das orale Verabreichen vereinfacht. In Großbritannien ist Propranolol als Syprol ™ 5 mg/5 ml Oral Solution zugelassen und kann über internationale Apotheken bezogen werden.
In der Regel dauert die Behandlung drei bis vier Monate, manchmal sind sechs Monate erforderlich. Als Wirkmechanismen werden die Vasokonstriktion und womöglich Wachstumsfaktor-hemmende und proapoptotische Effekte vermutet. Angezeigt ist die Propranolol-Therapie nach Angaben von Löffler bei Problemhämangiomen von Früh- und Neugeborenen, bei Hämangiomen im Gesicht sowie der Anogenitalregion, bei segmentalen sowie ausgedehnten oder tiefen Hämangiomen.
Zurzeit laufen an mehreren Zentren Beobachtungsstudien, kontrollierte Studien sind geplant.Bisherige Therapieoptionen wie die Kryotherapie oder der gepulste Farbstofflaser sind oft nicht ausreichend. Operationen, die Nd:YAG-Lasertherapie oder die systemische Glukokortikoidbehandlung sind mit teilweise erheblichen unerwünschten Effekten verbunden.
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