Hilfe für die Therapiesteuerung?

Biomarker für das Ansprechen auf Checkpointhemmer entdeckt

Ein Biomarker könnte zukünftig ein Indikator sein, wie gut eine Therapie beim Patienten anschlagen wird – das wird zur Zeit in München erforscht.

Von Peter Leiner Veröffentlicht:

München. Münchner Forscher sind auf der Spur eines Biomarkers für das Ansprechen auf die Behandlung mit einem Checkpointhemmer. Es handelt sich um einen Rezeptor im Zytosol, der Nukleinsäuren erkennt und hilft, die Interferonproduktion anzukurbeln. Bereits vor zehn Jahren hatten die Wissenschaftler entdeckt, dass der Rezeptor RIG-I (retinoic acid inducible gene I) an der Abwehr von Tumoren durch das Immunsystem beteiligt ist, unter anderem über den immunologisch vermittelten programmierten Zelltod.

Die ursprüngliche Aufgabe des Rezeptors im Zytosol ist, bestimmte Muster viraler DNA zu erkennen und in der Folge die Zellen vor den Viren durch Aktivierung der Synthese von Interferon-alpha und -beta zu schützen. In ihrer aktuellen Forschung untersuchten die Wissenschaftler um den Internisten Privatdozent Dr. Simon Heidegger vom Klinikum rechts der Isar der TU in München, ob RIG-I in der Tumormikroumgebung auch einen Einfluss auf den Effekt einer Checkpointblockade hat, auf die – so die bisherigen Erfahrungen – nicht alle Patienten ansprechen (Sci Immunol 2019, 4(39)eaau8943).

Künstliche Aktivierung des Rezeptors durch RNA-Molekül

Aus den Versuchen mit Mäusen geht hervor, dass die Signalweiterleitung über den Rezeptor erforderlich ist, damit eine Aktivierung des Immunsystems durch die Hemmung des Immuncheckpoints CTLA-4 auf T-Lymphozyten erfolgen kann. Dieser Checkpoint hemmt die Immunaktivität von T-Zellen.

Bei Tieren ohne den RIG-I-Rezeptor gelang es nicht, durch eine Checkpointhemmung mit dem Antikörper Ipilimumab gegen CTLA-4 das Immunsystem gegen einen implantierten Tumor zu aktivieren. Tiere, die RIG-I in den Zellen trugen, sprachen dagegen auf den Antikörper an. Für ihre Versuche nutzten die Wissenschaftler Tiermodelle für Haut-, Pankreas- und Darmkrebs. Tiere, bei denen sich der Rezeptor durch die Substanz 3pRNA aktivieren ließ, sprachen nach Angaben der Forscher besser auf die Checkpointhemmertherapie an als Tiere, bei denen diese Aktivierung nicht möglich war. 3pRNA wird normalerweise im Zytosol als Reaktion auf intrazelluläre Keime synthetisiert.

Klinische Relevanz bei Melanompatienten überprüft

An Gewebeproben von Melanompatienten untersuchten sie außerdem die klinische Relevanz ihrer Beobachtungen, welchen Zusammenhang es also zwischen Aktivität von RIG-I und Ansprechen auf den Checkpointhemmer Ipilimumab gibt. Grundlage dieser Untersuchung waren die Daten von mehr als 450 Proben von Patienten.

Ergebnis: Bei Melanompatienten war eine starke Expression des Gens für RIG-I mit einem verlängerten Gesamtüberleben assoziiert. Zudem entpuppte sich die Rezeptorexpression als unabhängiger Risikofaktor für die Mortalität (Hazard Ratio: 1,85).

Außerdem war die Wahrscheinlichkeit für eine starke Expression des Rezeptors hoch, wenn Patienten auf eine Therapie mit dem Checkpointhemmer mindestens mit einer Stabilisierung über wenigstens ein halbes Jahr ansprachen, wie Heidegger und seine Kollegen berichten.

Patienten, die nicht auf die Behandlung ansprachen, wiesen nur eine geringe Expression des Rezeptorgens auf. Wie es in einer Mitteilung der Forschergruppe heißt, konnten sie bei 20 getesteten Patienten mit aktivem RIG-I nachweisen, „dass Therapien mit Checkpointinhibitoren bei diesen besser anschlugen“. „Wir hoffen, dass wir RIG-I vielleicht auch als Marker einsetzen können, um vorauszusagen, wie gut ein Patient auf eine Therapie ansprechen wird. Das erspart unnötige Behandlungen“, wird Heidegger zitiert. Darüber hinaus wollen die Wissenschaftler in weiteren Mausmodellen Wirkstoffe testen, die den RIG-I-Signalweg aktivieren und den Einfluss bei zusätzlicher Applikation von Checkpointhemmern untersuchen.

Lesen Sie dazu auch
Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: LUMINANCE-Studie: Gesamtüberleben (OS) unter Behandlung mit EP (Etoposid + Platin) plus Durvalumab

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Kleinzelliges Lungenkarzinom

ED-SCLC: Real-World ähnliche Studie unterstreicht Effektivität von Durvalumab

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Aktualisierte Ergebnisse der Phase-III-Studie AEGEAN

© Budi / stock.adobe.com (generiert mit KI)

Perioperatives Durvalumab beim resezierbaren NSCLC im Stadium IIA–IIIB [N2]

Aktualisierte Ergebnisse der Phase-III-Studie AEGEAN

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung