Blasenentzündung: die Diagnose ein Detektivstück, die Behandlung ein Versuchsfeld

Anhaltende Schmerzen in Harnblase und Becken, ohne dass Erreger nachweisbar sind - dahinter könnte das chronische Blasenschmerzsyndrom / Interstitielle Zystitis (BPS/IC) stecken. Die Therapie erfolgt individuell.

Von Angela Speth Veröffentlicht:
Wer schon mal eine Zystitis hatte, weiß, wie scheußlich Harndrang und "schneidendes Wasser" sind.

Wer schon mal eine Zystitis hatte, weiß, wie scheußlich Harndrang und "schneidendes Wasser" sind.

© Harald.Soehngen / fotolia.com

BOCHUM. BPS/IC ist eine Blasenerkrankung, die seit mindestens sechs Monaten besteht, einerseits mit Schmerz, Druckgefühl oder Unbehagen einhergeht und andererseits mit Harndrang oder erhöhter Miktionsfrequenz. Die Beschwerden schwanken in ihrer Stärke, durch Kaffee oder Zitrusfrüchte, bei Anstrengung oder Stress können sie sich verschlimmern.

Berichten Patienten über solche Symptome, gleicht die Suche nach der Ursache einer langwierigen und mühevollen Detektivarbeit, schreibt Professor Arndt van Ophoven aus Bochum in seinem CME-Beitrag (Uro-News 2010; 6: 55). BPS/IC bleibt eine strikte Ausschlussdiagnose, nachdem etwa Obstruktionen, Blasensteine, Endometriose, Karzinome, Prostatahyperplasie, Prostatitis und Infektionen (mit Chlamydien, Mycobacterium tuberculosis, Herpesviren oder Candida) abgeklärt wurden. Oft, aber nicht immer lassen sich bei BPS/IC durch kontrollierte Dehnung Glomerulationen und Risse im Urothel induzieren.

Die Ursachen sind unklar, diskutiert werden: veränderte Permeabilität der Blasenschleimhaut durch eine schadhafte Glykosaminoglykanschicht, zytotoxische Substanzen im Urin, okkulte Infektionen, autoimmune oder neuroinflammatorische Prozesse, mangelhafte Durchblutung von Beckenorganen und -muskeln.

Die Daten zur Prävalenz sind ebenfalls uneinheitlich, sie reichen von 1,1 bis 12 600 Erkrankten pro 100 000 Einwohner, darunter neunmal mehr Frauen als Männer. Das mittlere Alter liegt zwischen 42 bis 53 Jahren.

Da es kein pathogenetisch begründetes und anerkanntes Vorgehen gibt, wird vielerlei versucht, wobei die Beschwerden nur selten vollständig verschwinden. Die Ansätze umfassen orale Substanzen (etwa Analgetika, Antihistaminika, Antidepressiva), intravesikale Therapien (etwa mit Botulinumtoxin A, Heparin, DMSO oder Chondroitinsulfat), Operationen wie Harnableitung, Laser oder Resektion sowie physikalische Verfahren (etwa Blasendistension, Akupunktur oder Nervenstimulation). Auch Diät und Entspannungstechniken werden verordnet.

Mehr zum Thema

Unzuverlässige Biopsie

Beim Prostatakarzinom heißt GG1 nicht immer indolent!

„Das Blatt wendet sich“

RAS-Blocker präoperativ eher nicht absetzen?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an