Hörverlust

Blockieren Zytokine die Arzneien?

Patienten mit akutem sensorineuralem Hörverlust, die auf eine Arzneitherapie nicht ansprechen, haben erhöhte TNF-a-Werte im Blut.

Veröffentlicht:
Und was sagen die TNF-&alpha-Spiegel?

Und was sagen die TNF-&alpha-Spiegel?

© ArTo / fotolia.com

IZMIR. Patienten mit akuter sensorineuraler Schwerhörigkeit, die auf eine zehntägige Arzneitherapie nicht ansprechen, haben sechs Wochen nach der Behandlung höhere TNF-a-Werte im Blut als davor.

Das geht aus einer kleinen türkischen Studie hervor. Die behandelnden Ärzte halten deshalb TNF-?-Blocker für eine Therapieoption.

In ihrer Studie analysierten die HNO-Ärzte vom Universitätsklinikum in Izmir bei 23 Patienten mit akutem sensorineuralem Hörverlust (SSNHL) die Blutspiegel von TNF-a, Interleukin 10 (IL-10) und IL-12 vor und sechs Wochen nach der Therapie.

Mit über 91 dB hatten zehn Patienten (43,5 Prozent) den stärksten Hörverlust, bei sieben Patienten (30,4 Prozent) lag er zwischen 30 und 50 dB. Bei sechs Patienten lag die dB-Abnahme zwischen 51 und 90 dB.

Behandelt wurden die Patienten zehn Tage lang mit 16 mg Dexamethason, 12.000 IU Heparin, 200 mg Pentoxifyllin und jeweils 500 mg Vitamin B1 und Vitamin B6 täglich (Laryngoscope 2013; online 4. Februar).

Insgesamt 18 Behandelte (mehr als 78 Prozent) wiesen eine Verbesserung des Hörvermögens um 15 dB sechs Wochen nach der Therapie auf, was als Therapieansprechen gewertet wurde. Bei fünf Patienten lag die Verbesserung des Hörvermögens unter 15 dB, sie galten als Nonresponder.

Bei der Auswertung der Zytokinmessungen stellte sich heraus, dass einzig für TNF-a bei Nonrespondern signifikante Unterschiede nachweisbar waren: Die Spiegel im Blut waren nach sechs Wochen höher als vor der Therapie. Die Werte der anderen beiden Zytokine waren unverändert.

Die HNO-Ärzte halten es für möglich, dass TNF-a eine pathophysiologische Bedeutung hat.

Sie erinnern etwa an die Hypothese, dass es durch das veränderte Zytokingleichgewicht im Ligamentum spirale der Cochlea zu einer gestörten Eisenhomöostase und in der Folge zur Abnahme des Hörvermögens kommt.

Einer anderen Hypothese zufolge verschlechtern erhöhte TNF-a-Spiegel die Mikrozirkulation im Innenohr, es kommt zur Ischämie der Cochlea, das Hörvermögen lässt nach.

In einer ersten Studie an der TU München profitierte sogar ein Teil der Patienten mit Hörverlust von einer Behandlung mit dem TNF-a-Blocker Etanercept.

In einer weiteren Studie wurde durch eine lokale Behandlung mit Infliximab ebenfalls das Hörvermögen bei einigen Patienten verbessert.

Die türkischen Ärzte gehen davon aus, dass die erhöhten TNF-a-Spiegel die Ursache des Hörverlusts bei SSNHL ist. Auch sie vermuten, dass sich die Hörstörung durch TNF-a-Blockade beheben lässt, auch wenn der genaue Pathomechanismus bisher noch unbekannt ist. (ple)

Mehr zum Thema

Kleine randomisierte Studie

Leichte OSA, kleine Tonsillen: Mandelentfernung kann warten

Das könnte Sie auch interessieren
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

© Bionorica SE

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Prozentualer Anteil der Patientinnen und Patienten pro Gruppe mit den genannten Symptomen zum Zeitpunkt der Visite 1 (Erstvorstellung) und Visite 2 (24–72h nach Erstvorstellung).

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [13]

Akute Otitis media – Behandlungsoptionen in der Praxis

Leitlinienbasierte Therapie für schnelle Symptomverbesserung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Homöopathisches Laboratorium Alexander Pflüger GmbH & Co. KG, Rheda-Wiedenbrück
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!