Schutz vor Rezidiven

Brustkrebs im Schlaf besiegen

Langes Schlafen hilft möglicherweise dabei, das Risiko für Brustkrebs-Rezidive im Frühstadium zu senken. Diesen Schluss jedenfalls legt eine Studie aus den USA nahe.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Die Nahrungskarenz während des Schlafs schützt offenbar die Brust.

Die Nahrungskarenz während des Schlafs schützt offenbar die Brust.

© Jakob Wackerhausen / iStock / Thinkstock

LA JOLLA / USA. In Versuchen mit Mäusen hatte sich vor wenigen Jahren gezeigt, dass Tiere, die eine fettreiche Nahrung erhielten, durch eine verlängerte Schlafphase bis zu 16 Stunden vor einer Störung des Glukosemetabolismus, Entzündungen und Gewichtszunahme geschützt waren.

Alle drei Parameter stehen in Zusammenhang mit einer schlechten Prognose bei Krebserkrankungen. Erste Hinweise auf den positiven Effekt einer verlängerten Nahrungskarenz in der Nacht gab es auch in klinischen Studien, in denen zum Beispiel dadurch bei manchen Frauen der Spiegel des C-reaktiven Proteins gesenkt wurde.

Prospektive Studie

Dr. Catherine R. Marinac vom San Diego Moores Cancer Center in La Jolla in den USA und ihre Kollegen untersuchten bei mehr als 2400 Patientinnen ohne Diabetes, die an der prospektiven Women's Healthy Eating and Living-Studie zwischen 1995 und 2007 teilnahmen, ob sich an der Dauer der Nahrungskarenz während der Nacht das Rezidivrisiko ablesen lässt.

Mehr als 80 Prozent der durchschnittlich 52 Jahre alten Frauen befanden sich im Frühstadium (I und II) der Brustkrebserkrankung (JAMA Oncol 2016; online 31. März).

In der Studie wurden die Patientinnen zu Beginn, nach einem Jahr und nach vier Jahren jeweils innerhalb von drei Wochen mehrmals zum Schlaf- und Essverhalten befragt. Insgesamt mehr als 25.300 Angaben konnten für die Analyse ausgewertet werden.

Die Dauer der Nahrungskarenz wurde indirekt ermittelt, indem nach Befragung der Frauen die Differenz zwischen 24 Stunden und der Phase von der ersten bis zur letzten Mahlzeit berechnet wurde.

Zudem wurden die Patientinnen gefragt, wie lange sie nachts typischerweise in den letzten vier Wochen geschlafen hatten. Das Follow-up lag bei durchschnittlich 7,3 Jahren.

Wie die US-amerikanischen Onkologen berechnet haben, war in der Studie die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv bei einer Nahrungskarenzdauer unter 13 Stunden während des Schlafes im Vergleich zu einer längeren Dauer um 36 Prozent erhöht (Hazard Ratio: 1,36; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,05 und 1,76; p = 0,02).

Lange Nüchternphase gibt Ausschlag

Der Zusammenhang zwischen Schlafdauer und krebsspezifischer sowie Gesamtmortalität war dagegen nicht signifikant.

Schließlich untersuchten Marinac und ihre Kollegen mehrere Biomarker im Zusammenhang mit einer verlängerten Nüchternphase während der Nacht. Einziger Parameter mit signifikanter Veränderung war der HbA1c-Wert.

Den Berechnungen zufolge sank der Wert mit jeder um zwei Stunden verlängerten Nachtruhe um 0,37 mmol/mol (2,8 Prozent).

Einen Zusammenhang zwischen nächtlichem Fasten und dem Body Mass Index (BMI) sowie dem C-reaktiven Protein ließ sich in der aktuellen US-Studie nicht erkennen.

Dagegen war eine Nahrungsaufnahme nach 20 Uhr offenbar signifikant mit einem höheren BMI und höheren Konzentrationen an C-reaktivem Protein assoziiert.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 27.05.201615:10 Uhr

Tägliche Fasten- oder Schlafenszeit - Ursache oder Wirkung?

Tägliche Fasten- oder Schlafenszeit - Ursache oder Wirkung?

Um Missverständnissen vorzubeugen: In der Studie "Prolonged Nightly Fasting and Breast Cancer Prognosis" von C. R. Marinac et al ging es primär n i c h t um die Schlafdauer, sondern um die Zeit der täglichen Nahrungskarenz, also die Fasten-Dauer ("fasting") im Zusammenhang vor und nach dem Nachtschlaf.

Doch mit der Verlängerung der täglichen Nahrungskarenz lässt sich keineswegs "Brustkrebs im Schlaf besiegen", wie die Ärzte Zeitung m. E. irreführend betitelt. Denn ausnahmslos alle 2.413 Studienteilnehmerinnen im Alter von 27 bis 70 Jahren hatten bereits die Vorerkrankung Brustkrebs, waren aber ohne Diabetes ["Design, Setting, and Participants - Data were collected from 2413 women with breast cancer but without diabetes mellitus who were aged 27 to 70 years at diagnosis..."].

Bei der Ergebnis-Darstellung haperte es gewaltig: Eine durchschnittliche Studien-Beobachtungs-Dauer von angeblich 7,3 Jahren sollte das Wiederauftreten invasiver Mammakarzinome und neue Primärtumore detektieren. Die Brustkrebs-spezifische- bzw. die Gesamt-Mortalität seien jedoch gleichzeitig über durchschnittlich 11,4 Jahre nachbeobachtet worden. Und plötzlich ist nicht mehr von Fastendauer, sondern von selbst berichteter Schlafdauer die Rede??? ["Main Outcomes and Measures - Clinical outcomes were invasive breast cancer recurrence and new primary breast tumors during a mean of 7.3 years of study follow-up as well as death from breast cancer or any cause during a mean of 11.4 years of surveillance. Baseline sleep duration was self-reported..."].

Vollends mysteriös sind die Ergebnisse: W e n i g e r als 13 Stunden tägliche Nahrungkarenz war im Mittel nach 7,3 Jahren mit einem um 36 Prozent erhöhten Risiko eines Wiederauftretens von Brustkreb assoziiert, verglichen mit nächtlichem Fasten von 13 und mehr Stunden ["Results...fasting less than 13 hours per night (lower 2 tertiles of nightly fasting distribution) was associated with an increase in the risk of breast cancer recurrence compared with fasting 13 or more hours per night (hazard ratio 1,36; 95% CI, 1,05-1,76)"].

Das Brustkrebs-Sterberisiko war im Mittel nach 11,4 Jahren um 21 Prozent erhöht ["...higher risk of breast cancer mortality (hazard ratio 1,21; 95% CI, 0,91-1,60)"]; das allgemeine Mortalitätsrisiko im gleichen Zeitraum um 22 Prozent ["...significant higher risk of all-cause mortality (hazard ratio, 1,22; 95% CI, 0,95-1,56)"].

Auf die vergleichsweise weniger glorreiche Idee, dass unsere bereits vorerkrankten Patientinnen m i t ihren Brustkrebs-Rezidiven oder mit Zweit-Tumorerkrankungen einfach weniger und seltener ruhig schlafen konnten bzw. längeres Fasten einfach nicht mehr aushalten konnten, ist das gesamte Autorenteam offensichtlich niemals gekommen! Sie werden doch nicht etwa Ursache und Wirkung verwechselt haben?

Mf+kG, Dr. med. Thomas Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Wolfgang P. Bayerl 26.05.201617:31 Uhr

Nach dem nachfolgenden Text ist die Überschrift falsch

sowohl bei Mäusen wie bei Menschen sind Übergewichtige bei gleichem Gewicht stoffwechselgesünder mit langen Nahrungspausen, die den Insulinspiegel (endlich einmal) senken können mit all den bekannten Zusammenhängen.

Alles andere widerspricht auch den Kenntnissen über die NACHTEILE von langem Schlaf,
die man in unserer Wunschwelt immer ausblendet.

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