Alarmzeichen

Das sind die Vorboten des Herzstillstands

Ein plötzlicher Herzstillstand schickt offenbar Warnsignale voraus: Zum Teil schon Stunden vorher sind bestimmte Alarmzeichen zu erkennen, zeigt eine US-Studie.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Plötzlicher Herzstillstand: Warnzeichen im Vorfeld werden von Patienten zu wenig beachtet.

Plötzlicher Herzstillstand: Warnzeichen im Vorfeld werden von Patienten zu wenig beachtet.

© Gina Sanders / fotolia.com

PARIS / LOS ANGELES. Nur jeder Zehnte der 1099 Patienten, die im Alter zwischen 35 und 65 Jahren in den Jahren 2002 bis 2012 in eine von 16 Kliniken in der Gegend um Portland (USA) mit einem plötzlichen Herzstillstand eingeliefert wurden, überlebte.

Bei 839 Patienten konnte die Frage nach einer hinweisenden Symptomatik bis zu vier Wochen vor dem Ereignis durch Befunde und Befragungen von Überlebenden, Familienmitgliedern oder sonstigen Anwesenden zurückverfolgt werden (Ann Intern Med 2016; 164(1): 23-29).

Brustschmerz am häufigsten

Mindestens ein typisches Warnzeichen war bei 52 Prozent der Verstorbenen und 49 Prozent der Überlebenden im Vorfeld aufgetreten.

Bei 80 Prozent der Patienten begannen die Symptome mehr als eine Stunde vor dem Herzversagen, bei jedem Zweiten dieser Gruppe betrug der zeitliche Abstand vom Symptombeginn bis zum Ereignis sogar 24 Stunden oder noch länger. Fast in allen Fällen traten zuvor erlebte Warnzeichen innerhalb der 24 Stunden vor dem plötzlichen Herzstillstand erneut auf.

Am häufigsten bestand Brustschmerz (46 Prozent), meist in Form einer intermittierenden Angina. 18 Prozent hatten im Vorfeld über Atemnot geklagt, 10 Prozent über influenzaähnliche Beschwerden, bei 5 Prozent kam es zu Synkopen und Palpitationen.

Dabei wurden Geschlechtsunterschiede deutlich: Während bei den Männern der Brustschmerz überwog, trat bei den Frauen signifikant häufiger Atemnot auf.

Patienten ignorieren Symptome oft

Nicht einmal jeder fünfte Patient (19 Prozent) rief wegen der vorausgehenden Symptomatik den Notarzt. Am ehesten forderten diejenigen Hilfe an, die bereits im Vorfeld an einer Herzkrankheit litten oder permanenten Brustschmerz verspürten. Dabei hätte der Griff zum Telefon etliche Leben retten können.

Denn von denjenigen, die wegen der Warnzeichen beherzt die Notrufnummer wählten, konnten 31 Prozent nach einem plötzlichen Herzstillstand beim Eintreffen des Notfallteams zuhause oder auf dem Weg in die Klinik reanimiert werden. Dies gelang jedoch nur bei sechs Prozent derjenigen, die die Warnzeichen nicht beachteten.

Die Studienergebnisse, so Eloi Marijon aus Paris und Kollegen, ließen vermuten, dass die kurzfristige Prävention eines plötzlichen Herzstillstandes möglich sei. Dafür bedürfe es allerdings mehr Aufklärung in der breiten Bevölkerung.

Damit Warnsymptome mehr Beachtung fänden, müsse besser über die Symptome, die einem plötzlichen Herzstillstand vorausgehen können, informiert werden. Auch die modere Telekommunikationstechnik könne bei der Rettung der Patienten hilfreich sein, etwa um einem Arzt ein EKG zu übermitteln oder den nächsten Defibrillator zu finden.

In künftigen Studien müsse sich nun zeigen, so die Autoren, ob eine frühere Intervention aufgrund vorausgehender Warnzeichen die Zahl der Todesfälle tatsächlich senken könne.

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Kommentare
Karl-Georg Vaith 29.02.201614:20 Uhr

Prävention und Prophylaxe könnten viele Todesfälle bei Herzinfarkt verhindern !

Also müßte der Exodus nicht sein, wenn rechtzeitig Massnahmen gegen Herzinfarkt ergriffen werden.

Wir haben eine Hochdruckliga, die Deutsche Herzstiftung, die Schlaganfallhilfe usw. die immer wieder zur Aufklärung beitragen sollte.

Zudem gibt es Informationsveranstaltungen für Laien, die von Medizinern gestaltet werden.

Grüße Karl-Georg Vaith

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