Daten von fast 15.000 Personen

Den Grundlagen der Alkoholsucht auf der Spur

Alkoholabhängigkeit und einige andere psychiatrische Störungen haben offenbar teilweise gemeinsame genetische Grundlagen.

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MANNHEIM. Die Anfälligkeit eines Menschen, alkoholabhängig zu werden, ist vererbbar. Obwohl dies schon länger bekannt ist, wissen wir wenig über die genetischen Grundlagen von Alkoholabhängigkeit sowie deren Verbindung zu anderen psychiatrischen Störungen, heißt es in einer Mitteilung des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim.

Unter Beteiligung von Forschern des ZI hat eine Gruppe von internationalen Wissenschaftlern nun herausgefunden, dass deutliche genetische Zusammenhänge zwischen Alkoholabhängigkeit und 17 verschiedenen psychiatrischen Störungsbildern bestehen, darunter Schizophrenie, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Depression und Konsum von Zigaretten und Cannabis (Nat Neurosci 2018; 21: 1656–1669).

Die Forscher haben dafür die bisher größte genomweite Studie in diesem Forschungsfeld durchgeführt, berichtet das ZI. Sie analysierten genetische Daten von fast 15.000 Personen mit diagnostizierter Alkoholabhängigkeit und verglichen diese mit Daten von fast 38.000 gesunden Personen. Die Daten stammen von Menschen aus Europa und Afrika.

Zudem fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich die genetischen Ausprägungen von Alkoholabhängigkeit nur teilweise mit denen des Alkoholkonsums überschneiden. „Das unterstreicht die Unterscheidung zwischen pathologischem und nicht-pathologischem Trinkverhalten“, wird eine der Studienautorinnen, Professor Marcella Rietschel, in der Mitteilung des Zentralinstituts zitiert. Rietschel ist Direktorin der Abteilung Genetische Epidemiologie in der Psychiatrie am Zentralinstitut.

Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass der genetische Ansatz erfolgreich ist, Zusammenhänge aufzuklären, die bislang nur vermutet werden konnten. „Nun sind vor allem detailliertere Untersuchungen von vielen Patienten von Nöten, um herauszufinden, wie genau die genetischen Faktoren dazu beitragen, dass jemand abhängig wird“, sagt Professor Falk Kiefer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am ZI. Auf diese Weise hoffen die Wissenschaftler, bessere Wege zu finden, um die Resilienz von Betroffenen zu stärken. (eb)

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