Diabetes als KHK-Äquivalent - das ist wohl zu pauschal

WASHINGTON (ob). Diabetiker haben ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Deshalb wird Diabetes inzwischen oft als "KHK-Äquivalent" mit der manifesten Koronarerkrankung auf eine Risikostufe gestellt. Diese Klassifizierung ist möglicherweise zu pauschal, geben US-Forscher zu bedenken.

Veröffentlicht:

Nach ihrer Ansicht sind die Risiken von Diabetes-Patienten weitaus variabler, als es die generelle Gleichsetzung ihrer Stoffwechselstörung mit der koronaren Herzerkrankung suggeriert. Denn die Risiken hingen auch davon ab, wie viele weitere kardiovaskuläre Faktoren außer Diabetes bei einer Person noch vorliegen.

Dr. Barbara Howard und ihr Team berufen sich dabei auf eine neue Auswertung der epidemiologischen Strong Heart Study (Diabetes Care 29, 2006, 391). Die Wissenschaftler haben aus den Daten von mehr als 4500 Personen mit und ohne koronare Herzerkrankung - darunter viele Diabetiker - die Zehn-Jahres-Inzidenzrate für koronare und kardiovaskuläre Ereignisse ermittelt.

Einmal mehr bestätigt auch diese Analyse, daß ein Diabetes mit einer deutlich erhöhten Inzidenz einhergeht. Allerdings war in dieser Studie das Risiko für KHK-Ereignisse bei Diabetikern insgesamt längst nicht so hoch wie bei Nicht-Diabetikern, die schon zu Beginn der Beobachtung eine manifeste koronare Herzerkrankung hatten, wie Howard berichtete.

Das Bild änderte sich jedoch, als man die kardiovaskuläre Gefährdung der Diabetiker in Abhängigkeit von der Gesamtzahl aller individuellen Risikofaktoren differenzierte. Dabei stellte sich heraus, daß ein Diabetes in Kombination mit ein bis zwei Risikofaktoren die KHK-Inzidenz nur leicht erhöhte.

Dagegen war die KHK-Inzidenz mit einer 10-Jahres-Rate von über 40 Prozent bei Diabetikern mit multiplen Risikofaktoren massiv erhöht. Im Hinblick auf tödliche KHK-Ereignisse war ihr Risiko sogar höher als das von Nicht-Diabetikern mit manifester koronarer Herzerkrankung.

Ob der Diabetes zum KHK-Äquivalent wird, hängt demnach nicht nur vom Diabetes, sondern von zusätzlichen Begleitrisiken ab. Deshalb empfiehlt es sich nach Ansicht der Autoren, immer das gesamte Risikoprofil im Auge zu haben.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Komplikationen beachten

Wenn Adipositas und Fettleber auf Auge und Lunge schlagen

Nebenwirkungen

Wenn sich unter der Krebstherapie ein Diabetes entwickelt

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel