Die Haut: Früher Signalgeber für HIV

HIV induziert Immunreaktionen, die möglicherweise gefährlicher sind als die eigentliche Virusinfektion. Häufig betroffen sind die Haut und Schleimhäute. Für Ärzte lohnt ein genauer Blick.

Von Andreas Häckel Veröffentlicht:
Ein atopisches Ohrläppchenekzem mit "Honigkruste". Neurodermitis kann als Immunreaktion auf das HI-Virus auftreten.

Ein atopisches Ohrläppchenekzem mit "Honigkruste". Neurodermitis kann als Immunreaktion auf das HI-Virus auftreten.

© Wüthrich

BADEN-BADEN. Der ärztliche Erstkontakt zu Patienten mit HIV-Infektion oder Aids findet immer noch häufig bei Allgemeinmedizinern statt. Nach Erfahrung von Dr. Albrecht Ulmer aus Stuttgart gilt dabei, "dass man im Prinzip immer mit HIV rechnen muss".

Man sehe den meisten Patienten die Infektion nicht an, so der niedergelassene Allgemeinmediziner, der seit über 25 Jahren eine HIV-Schwerpunktpraxis leitet.

Aufmerken sollten Ärzte verstärkt jedoch bei vergrößerten Lymphknoten als mögliches HIV-Frühsymptom sowie bei ungewöhnlichen Hautreaktionen. HIV induziere eine Reaktion des Immunsystems, die möglicherweise destruktiver sei als die eigentliche Virusaktivität.

Frühe Veränderungen an der Schleimhaut

Häufig manifestiere sich dies an der Haut oder Schleimhaut, etwa in Form einer Neurodermitis, der Verschlechterung einer Psoriasis oder einer Thrombozytopenie.

Frühzeitig treten auch Schleimhautveränderungen wie eine orale Haarleukoplakie am seitlichen Zungenrand oder an der Wangenschleimhaut auf. Typisch seien auch Herpes zoster oder ulzerierende Infektionen mit Herpes genitalis im Anogenitalbereich.

Da auch der Magen-Darm-Trakt betroffen sei, können vermehrt Durchfälle auftreten. Ebenfalls ein mögliches Zeichen einer HIV-Infektion seien unklare neurologische oder psychische Veränderungen.

Auch auf Koinfektionen achten

Eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion sei allerdings bei bestimmten Konstellationen wie einer Lues-Infektion vom Typ II gegeben, so Ulmer.

Solange HIV-Infizierte an den Folgen der Infektion starben, also bis etwa 1996, habe er pro Jahr ein bis zwei Patienten mit Lues behandelt, heute seien es ein bis zwei pro Woche. Hier sollte stets eine Diagnostik der anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Gonorrhoe, Hepatitis B und C sowie Chlamydieninfektionen folgen.

Im Gegensatz zur Homosexualität oder der Herkunft aus einem Hochrisikoland wie Thailand sei die Assoziation zwischen Drogenkonsum und HIV wegen der stark zunehmenden Substitution deutlich geringer als früher. Auch Infektionen durch Nadelstichverletzungen bei ärztlicher Versorgung seien deutlich seltener als früher befürchtet.

Mehr zum Thema

Zweiter Berliner Patient

HIV-Remission mit nicht-resistenten Stammzellen erreicht

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Update der Studie EPIsoDE

Psilocybin hält therapieresistente Depressionen ein Jahr lang in Schach

Lesetipps
Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen