Digitalisierung

Diese Telemedizin-Systeme helfen Diabetikern

Junge wie alte Diabetes-Patienten können von der Telemedizin profitieren. Einige Projekte zeigen, wie das geht.

Von Thomas Meißner Veröffentlicht:
Viele ältere Diabetes-Patienten haben Probleme beim Umgang mit Telemedizin-Systemen.

Viele ältere Diabetes-Patienten haben Probleme beim Umgang mit Telemedizin-Systemen.

© pressmaster / stock.adobe.com

Telemedizin spielt im praktischen Alltag von Diabetologen noch keine große Rolle. Gründe dafür könnten die relativ hohe Dichte an Diabetologen sein, heißt es im „Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2020“, aber auch gesetzliche Regelungsdefizite, besonders mit Blick auf die Vergütung.

Ein Bedarf ist dennoch auszumachen. Zum einen bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes, weil sie eine intensive Versorgung benötigen und ihre CGM (continuous glucose monitoring)-Systeme oft mit Web-basierten Software-Lösungen funktionieren. Zum anderen wegen der rasch zunehmenden Zahl von Patienten mit Typ-2-Diabetes, die entweder weit entfernt von einer Schwerpunktpraxis wohnen und/oder nicht mehr mobil sind.

Messwerte werden grafisch aufbereitet und besprochen

Seit dem Jahr 2017 läuft in Schleswig-Holstein das Telemedizin-Projekt ViDiKi (Virtuelle Diabetesambulanz für Kinder und Jugendliche) mit etwa 240 Familien. Die Typ-1-Diabetes-Patienten sind alle mit CGM-Geräten und Insulinpumpen versorgt. Zusätzlich zu Vis-a-vis-Terminen können sie einmal monatlich eine zusätzliche Video-Sprechstunde bei einem Kinderdiabetologen wahrnehmen. Dabei werden die etwa 10 .000 Messwerte des vergangenen Monats grafisch aufbereitet und besprochen.

Es wird zudem über sichere Messenger-Dienste sowie über verschlüsselte E-Mails kommuniziert. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation des Projekts werden in Kürze erwartet.

Oft fehlt es an Basiswissen

Aus bisherigen Äußerungen der Studienleiterin Dr. Simone von Sengbusch vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck kann man entnehmen, dass in puncto Einstellungsqualität positive Nachrichten zu erwarten sind.

Gleich zu Beginn hatte Sengbusch allerdings festgestellt, dass es überraschenderweise an der Technologiekompetenz der Nutzer hapert. Smartphone-Nutzung ist zwar kein Problem, vielen fehlte es aber an Basiswissen bei der Nutzung des Computers: Wie öffnet man den Diabetes-Software-Account? Wie nutzt man ein Arzt-Video-Portal? Wie lade ich Daten in die Cloud?

Digitales Diabetestagebuch

Probleme beim Umgang mit Telemedizin-Systemen würde man eher bei älteren Patienten vermuten. Sie müssen aus diesem Grund altersgerecht sein. In ländlichen Regionen Brandenburgs zum Beispiel liegt der Anteil von Patienten mit einem Typ-2-Diabetes bei bis zu 15 Prozent.

Die AOK fördert dort ein Projekt, in dem Patienten ihre Blutzuckerwerte sowie Insulineinheiten in Echtzeit in einem digitalen Diabetestagebuch erfassen, auf das der autorisierte Arzt jederzeit zugreifen kann. Auf diese Weise sollen verbesserte Stoffwechseleinstellungen, weniger Krankenhauseinweisungen und Notfallbehandlungen erreicht werden.

Gerade der Einstieg in die Insulintherapie ist für alte Menschen schwierig. Die Unsicherheit, wie viel gespritzt werden soll, ist groß. Viele Patienten erreichen nach der Titrationsphase einer Basalinsulin-unterstützten oralen Therapie nicht ihre Zielwerte, und oftmals besteht das Risiko, dass die Patienten die Therapie abbrechen.

Mit dem Service „InsulinStart“ von Roche Diabetes Care wird diese Phase der Behandlung auf recht einfache Weise unterstützt, und zwar mit täglich zwei Textnachrichten per SMS auf das Handy, das kein Smartphone sein muss: morgens, um die Patienten an das Messen der Nüchternwerte zu erinnern, abends, um Ratschläge für die Dosisanpassung des Insulins zu geben. Die Einbindung des Service in entsprechende Diabetes-Software ist möglich.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Täuschung im Internet

Diabetes-Verbände warnen vor dubiosen Online-Angeboten

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Viele Ansatzpunkte für die Digitalisierung. Die apoBank bietet mit ihrem Digitalisierungsfahrplan einen breiten Überblick.

© apoBank

Digitalisierungsfahrplan für Praxisteams der apoBank

Digitale Praxis: Die Chance, das Team zu entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Urologen-Kongress

Prostatakrebs: Welche Neuerungen es in der Leitlinie gibt

Lesetipps
Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie