Nicht nur weniger Herzinfarkte

Ein Hund tut der Herzgesundheit gut

Ein Hund ist offenbar besonders gut als Präventions-Coach geeignet – besonders für die Herzgesundheit. Das belegen mehrere Studien.

Prof. Dr. Stephan MartinVon Prof. Dr. Stephan Martin Veröffentlicht:
Ein Hund will sich austoben. Vom Bewegungsdrang der Tiere profitieren auch Hundebesitzer.

Ein Hund will sich austoben. Vom Bewegungsdrang der Tiere profitieren auch Hundebesitzer.

© Ina Fassbender/dpa

Gesundheitsmanagement ist für viele Menschen in Deutschland inzwischen eine berufliche Perspektive. So bieten viele Institutionen und Hochschulen Ausbildungsgänge wie „Präventionsberater“ oder „Gesundheitscoach“ an. Doch es gibt auch motivierende Präventionsmanager ohne langes Studium!

Ich bin zwar persönlich kein Hundefreund. Trotzdem muss ich neidlos anerkennen, dass Hundebesitzer meist deutlich häufiger körperlich aktiv sind als Menschen ohne Hund. Egal ob es regnet oder kalt ist, der Hund fordert seinen Spaziergang ein.

Studien mit sehr positiven Effekten

Diesem Phänomen widmet sich inzwischen auch die Wissenschaft. Bereits vor zwei Jahren hat eine internationale Forschergruppe gezeigt, dass Hundebesitz mit einer reduzierten Rate kardiovaskulärer Ereignissen einhergeht. Ebenso ist bei ihnen die Sterberate verringert, und zwar vor allem durch kardiovaskuläre Ursachen (Sci Rep 2017; 7:15821).

Für die Studie waren Daten aus Registern in Schweden zusammengeführt worden (was in Deutschland gar nicht erlaubt wäre!). Dazu gehörten das Einwohner-Register sowie die Hunde-, Krankheits- und Sterberegister.

In einer weiteren Analyse hat die Arbeitsgruppe nun geprüft, ob Hundebesitz auch nach einem kardiovaskulären Ereignis wie Myokardinfarkt oder ischämischem Apoplex die Prognose verbessern könnte (Circulation: Cardiovasc Qual Outcomes 2019; online 8. Oktober). Dazu gab es in den schwedischen Datenbanken Informationen zu über 180.000 Herzinfarkt-Überlebende. Von diesen hatten 5,7 Prozent einen Hund angemeldet.

Zusätzlich fanden sich Daten von über 150.000 Überlebenden nach Apoplex, von denen 4,8 Prozent Hundebesitzer waren. Das Ergebnis: Nach multiplen Adjustierungen hatten allein lebende Menschen mit Hund im Vergleich zu solchen ohne Hund nach einem Herzinfarkt ein signifikant um 33 Prozent reduziertes Sterberisiko.

Lebten solche Menschen mit einem Partner oder einem Kind zusammen, dann war das Sterberisiko der Hundebesitzer unter ihnen im Vergleich nur um 15 Prozent reduziert. Ähnlich günstig wirkte sich auch Hundebesitz nach einem Apoplex aus.

Gesamt-Mortalität reduziert

Ein systematisches Review mit Meta-Analyse kommt zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Bei Hundebesitz war die Gesamt-Mortalität um 24 Prozent reduziert und auch hier profitierten allein lebende Menschen deutlich stärker von dem Haustier (Circulation: Cardiovasc Qual Outcomes 2019; online 8. Oktober).

In solchen Beobachtungsstudien lassen sich natürlich nur Assoziationen und keine Kausalitäten belegen. Trotzdem kann spekuliert werden, was die Gründe für die günstigen Effekte bei Hundebesitz sind. Dass allein lebende Hundebesitzer offenbar einen stärkeren kardiovaskulären Schutz haben, könnte ein Hinweis auf die körperliche Aktivität als wesentlicher Schutzfaktor sein.

Einzelgänger profitieren wahrscheinlich auch stärker von den positiven Gefühlen, die der Umgang mit einem Hund mit sich bringt. Damit wird Depressionen und Angstzuständen aber auch Bluthochdruck und erhöhter Herzfrequenz entgegengewirkt. Teilt man sich hingegen den Hund mit einem Partner oder der Familie, wird das „Gassi gehen“ wahrscheinlich auf mehrere Schultern verteilt und der Effekt abgeschwächt.

Wer Hunde nicht mag, kann sich vielleicht mit anderen zu regelmäßigen Spaziergängen verabreden oder auch von einem Fitnessstudio profitieren. Die Studien zeigen aber, dass ein Hund als Präventions-Coach offenbar besonders gut geeignet ist!

Professor Stephan Martin ist Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums (WDGZ) in Düsseldorf.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Preisträger gekürt

Das sind die Gewinner des Galenus-von-Pergamon-Preises 2025

Diabetes mellitus

Galenus-Preis 2025: Awiqli® gewinnt in der Kategorie Primary Care

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuerungen der STIKO-Impfempfehlungen

Meningokokken: Warum gerade Jugendliche geimpft werden sollten

Stellungnahme der American Academy of Sleep Medicine

Schläfrige Patienten: Müdigkeitsanamnese auf keinen Fall verschlafen

Lesetipps
Steckt da die richtige Karte drin, oder muss sie etwa zum Jahreswechsel ausgetauscht werden? Die KBV warnt Vertragsarztpraxen vor Untätigkeit bei älteren Konnektoren und Arztausweisen, weil anderenfalls der TI-Zugang blockiert wäre.

© Ingenico Healthcare

Austausch notwendig

KBV rät dringend: Jetzt Ersatz für ältere Konnektoren beschaffen

Hat eine Patientin mit metabolischer Fettleber zusätzlich eine Hypertonie, sollte der Fibroseverlauf strenger kontrolliert werden.

© Anna Khomulo / stock.adobe.com

Synergistischer Effekt

Hypertonie verschlimmert wohl metabolische Fettleber