Eltern bekommen Hilfe bei der Allergie-Prävention
Mit Hilfe einer Broschüre können junge Eltern nun anhand weniger Fragen ermitteln, ob ihr Kind ein erhöhtes oder gar stark erhöhtes Allergierisiko hat. Und es gibt Tipps zu wirksamen Präventionsmaßnahmen.
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Allergien nehmen zu: In jeder Schulklasse sitzen mittlerweile zwei Kinder mit Asthma, und jeder vierte Teenager hat Heuschnupfen.
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BERLIN. Beim 4. Gemeinsamen Deutschen Allergie-Kongress in Berlin standen die Früherkennung und die Prävention im Mittelpunkt. Diese Ziele verfolgt auch das Bundesverbraucherministerium (BMELV): Aus Anlass des Kongresses hat es einen Allergie-Risiko-Check für werdende und junge Eltern entwickelt.
"Wir freuen uns wirklich sehr über die engagierte Unterstützung durch das Bundesverbraucherministerium", hob Kongress-Präsident Professor Ulrich Wahn von der Berliner Charité auf einer Pressekonferenz hervor. Das BMELV habe sich der Prävention von Allergien angenommen, weil diese die Epidemie des 21. Jahrhunderts seien, erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin, Ursula Heinen-Esser. "Jedes zehnte Baby hat eine Neurodermitis, in jeder Schulklasse sitzen zwei Kinder mit Asthma, und jeder vierte Teenager hat Heuschnupfen", fasste Wahn das Ausmaß zusammen. Das Zeitfenster, in dem sich die Entstehung von Allergien möglicherweise noch verhindern lasse, liege zwischen der späten Phase der Schwangerschaft und den ersten Lebensmonaten.
Daher baut das BMELV derzeit das Netzwerk "Junge Familie" auf, das wissenschaftlich basierte, leicht verständliche, praxisnahe Informationen und Hilfen bieten soll. So stellte Heinen-Esser einen Allergie-Risiko-Check für werdende und junge Eltern vor. Wie sie betonte, wurde er unabhängig und sponsorenfrei von vielen Fachverbänden gemeinsam entwickelt. Mit Hilfe einer Broschüre können junge Eltern anhand weniger Fragen ermitteln, ob ihr Kind ein erhöhtes oder stark erhöhtes Allergierisiko hat. Darüber hinaus finden sie Hinweise, welche Präventionsmaßnahmen sinnvoll sind.
Das Gesamtkonzept bietet außer Hinweisen auf weiterführende Informationen auch eine Telefonhotline, die vom Präventions- und Informationsnetzwerk Allergie und Asthma (PINA) sowie vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) getragen wird. Denn nach Angaben von Marliese Köster, DAAB-Bundesvorsitzende, gibt es zunehmend nicht nur Fragen zur richtigen Ernährung von Mutter und Kind, sondern auch zur Einrichtung von Kinderzimmern oder zur Tierhaltung. Professor Susanne Lau von der Berliner Charité begrüßte das Angebot, weil sie bei Kindern immer wieder Mangelerscheinungen beobachte, die auf falsche Informationen der Eltern zurückzuführen sind - etwa Eiweiß-, Vitamin-B12- oder Vitamin-K-Mangel. Viele Eltern möchten alles richtig machen und schießen über das Ziel hinaus, weil sie ihre Infos oft aus den Medien oder dem Bekanntenkreis beziehen, aber nicht von Ärzten.
So gibt es der neuen S3-Leitlinie zur Allergieprävention (Allergo J 18, 2009, 332) zufolge keine Evidenz dafür, dass Stillen über den vollendeten vierten Lebensmonat hinaus zusätzliche protektive Effekte hat. Auch für Einschränkungen in Bezug auf die Ernährung der Mutter und die erste Beikost gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Seefisch etwa wirke sowohl in der Schwangerschaft und Stillzeit als auch in der Beikost eher protektiv, weil er viele Omega-3-Fettsäuren enthalte, so Lau. Auch Karotten können mit der Beikost gegeben werden, weil sie ihr allergenes Potenzial beim Kochen verlieren.
Allergie-Risiko-Check als Download: www.aktionsplan-allergien.de; Beratungshotline: 01805 / 05 22 51 (Mo - Fr von 9.30 bis 12.00 Uhr, 12 Cent/Minute)