Fall in Sachsen

Erste durch Mücken übertragene West-Nil-Virus-Infektion in Deutschland

Veröffentlicht:

BERLIN. Erstmals ist eine in Deutschland durch Mücken übertragene Infektion und Erkrankung mit dem West-Nil-Virus (WNV) bekannt geworden: Die Person aus Sachsen war an einer Enzephalitis erkrankt, meldet des Robert Koch-Instituts (RKI). Sie sei inzwischen wieder genesen.

Das Nationale Referenzzentrum für tropische Infektionserreger am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) wies eine Infektion mit WNV nach. „Das Risiko weiterer Fälle nimmt derzeit ab, da die Zahl der Mücken im Herbst zurückgeht. In den kommenden Sommern müssen wir jedoch mit weiteren West-Nil-Virus-Infektionen rechnen“, wird RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler in der Mitteilung zitiert. „Glücklicherweise verläuft der Großteil der Fälle mild.“

West-Nil-Viren stammen ursprünglich aus Afrika. Die Erreger werden von Stechmücken zwischen Vögeln übertragen, aber auch Säugetiere (vor allem Pferde) und Menschen können durch Mückenstiche infiziert werden, erinnert das RKI. Übertragungen sind auch durch Bluttransfusionen möglich. Infektionen beim Menschen verlaufen zu etwa 80 Prozent ohne Symptome, bei knapp 20 Prozent mit meist milder und unspezifischer Symptomatik wie Fieber oder Hautausschlag.

Nur bei unter 1 Prozent aller Betroffenen – in der Regel bei Älteren mit Vorerkrankungen – kommt es zu einer Meningitis oder seltener zu einer Enzephalitis. Impfstoffe oder eine spezifische Therapie für Menschen gibt es bislang nicht. Infektionen lassen sich durch persönlichen Mückenschutz vorbeugen.

Durch Zugvögel und Stechmücken ist das Virus in nördlichere Regionen gelangt und kann dort während der Mückensaison verbreitet werden. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Ausbrüche in Süd- und Zentraleuropa sowie Schwarzmeer-Anrainerstaaten. 2018 und 2019 haben Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und des BNITM mehr als 70 an WNV-Infektionen verendete Wild- und Zoo-Vögel in Deutschland festgestellt, besonders betroffen ist Ostdeutschland.

WNV wird von heimischen Stechmücken der Gattung Culex übertragen. „Offenbar haben die durch den Klimawandel bedingten ungewöhnlich warmen Sommer der letzten beiden Jahre dazu beigetragen, dass sich WNV nördlich der Alpen etabliert hat“, sagt Professor Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am BNITM.

Infektionen mit dem West-Nil-Virus sind meldepflichtig. Seit 2018 empfiehlt das RKI Ärzten in den betroffenen Regionen, Patienten mit Enzephalitiden unklarer Herkunft auf West-Nil-Viren untersuchen zu lassen. Auch bei vermehrtem Auftreten von Fiebererkrankungen mit und ohne Hautausschläge muss das Virus als Auslöser in Betracht gezogen werden. Die Labordiagnostik sollte möglichst ein Speziallabor übernehmen. (eb)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

ARE in Grafiken

Weniger Praxisbesuche wegen Atemwegsinfektionen

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried

Multiresistente gramnegative Erreger

Die Resistenzlage bei Antibiotika ist kritisch

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Shionogi GmbH, Berlin
In Deutschland leben derzeit etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Unternehmen im Fokus

Wie können wir die HIV-Epidemie beenden?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung