Fettleber bei Kindern ist keine Seltenheit mehr

FREIBURG (ars). Bei Kindern mit Übergewicht oder Adipositas ist es ratsam, die Transaminasen zu kontrollieren, etwa bei der ersten Konsultation. Denn bei dieser Patientengruppe besteht - ähnlich wie bei adipösen Erwachsenen - ein hohes Risiko einer nicht-alkoholischen Fettleber-Erkrankung (NAFLD). Sind die Transaminasen erhöht, und bleiben sie sechs Monate hoch, sollte nach der Ursache geforscht werden.

Veröffentlicht:

Kinder haben heutzutage öfter Übergewicht als früher, weil sie sich weniger bewegen, nicht etwa, weil sie mehr essen. So hat die Kalorienzufuhr in den vergangenen Jahren nur um ein Prozent zugenommen, die körperliche Aktivität dagegen ist um 13 Prozent gesunken, wie Dr. Ulrich Baumann aus Birmingham bei einem Symposium der Falk Foundation in Freiburg erläutert hat.

Eine Facette des Übergewichts ist, daß die Leber in Mitleidenschaft gezogen wird: Es kommt zu nicht-alkoholischen Fettleberschäden, die von den Alkohol-induzierten Veränderungen unterschieden werden. Ein Hinweis darauf sind erhöhte Transaminase-Werte. Vorschläge, etwa wie häufig Leberwerte kontrolliert werden sollten, werden noch in Leitlinien erarbeitet.

    80 Prozent der Kinder mit einer Fettleber sind übergewichtig.
   

Das Spektrum der NAFLD reicht von der Leberverfettung - weniger als die Hälfte der Hepatozyten enthält Fetttröpfchen - über die einfache Fettleber - mehr als die Hälfte der Hepatozyten enthält Fetttröpfchen - bis zur nicht-alkoholischen Steatohepatitis. Aus dieser aggressiven Form mit Hepatozyten-Degeneration und Fibrose kann schließlich eine Zirrhose entstehen.

Es gibt derzeit noch keine genauen Zahlen, wie häufig übergewichtige Kinder von NAFLD betroffen sind. Nach Schätzungen hätten weit mehr als zehn Prozent eine Entzündung und Verfettung der Leber, berichtete Baumann. In einer kleinen kanadischen Studie etwa hatten 17 von 24 übergewichtigen Patienten eine Leberfibrose; ein neunjähriges Kind hatte bereits eine Zirrhose.

Obwohl sie chronisch verläuft, eine unklare Prognose hat und relativ weit verbreitet ist, wird die NAFLD nur selten diagnostiziert. Nach Angaben von Baumann haben 80 Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit NAFLD Übergewicht oder Adipositas, die übrigen sind zwar normalgewichtig, leiden aber oftmals an Diabetes.

Zur Diagnose dienen Ultraschall, die Anamnese von Fettleberschäden in der Familie und klinische Symptome wie Müdigkeit oder Beschwerden im Oberbauch. Ein weiterer Hinweis kann eine Acanthosis nigricans an Hals und Schultern sein: "Wegen dieser Hautveränderung sind gerade Kinder gern Opfer von Hänseleien, weil es aussieht, als würden sie sich nicht richtig waschen", sagte Baumann. Besteht bei dauerhaft erhöhten Leberwerten der Verdacht auf eine nicht-alkoholische Fettleber-Hepatitis, so kann eine Leberbiopsie weiterhelfen.

Die Langzeitprognose ohne Behandlung ist nur mäßig günstig: Das Risiko einer Leberfibrose liegt - zumindest für Erwachsene - in den folgenden fünf Jahren bei 23 Prozent und das für eine Leberzirrhose bei etwa 15 Prozent. Eine Früherkennung ist daher sinnvoll, auch deshalb, weil es noch keine etablierten Therapien gibt.

Was kann man Eltern von übergewichtigen Kindern empfehlen? Etwa darauf zu achten, daß Betroffene mehr Bewegung haben. Eltern sollten ihre Kinder zum Beispiel nicht so viel mit dem Auto herumfahren, sondern lieber selber laufen lassen.

Auch können Kalorien eingespart werden, wenn Kinder keine süßen Getränke bekommen. Von drastischen Diäten hält der Pädiater nichts, stattdessen sollten die Kinder ihr Gewicht halten und so langsam aus ihrem Fett herauswachsen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Fettgewebs- und Gelenkentzündung

Adipositas bremst den Therapieerfolg bei Rheuma – mehr oder weniger

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung