Weißer Hautkrebs

Gehäuft nach Organtransplantation

Immunsupprimierte Patienten haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für Nicht-Melanom-Hauttumoren. Auch das Risiko für aggressiv subklinisch expandierende Formen ist gesteigert - vor allem nach einer Organtransplantation.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Nach einer Organtransplantation expandieren Nicht-Melanom-Karzinome häufig subklinisch.

Nach einer Organtransplantation expandieren Nicht-Melanom-Karzinome häufig subklinisch.

© Sebastian Drolshagen / fotolia.com

SAN DIEGO. Bei Nicht-Melanom-Karzinomen der Haut ist die sichtbare Läsion mitunter nur die Spitze des Eisbergs, ein Teil der Tumoren infiltriert aggressiv subklinisch das benachbarte Gewebe.

Immunsupprimierte Patienten könnten davon besonders betroffen sein, allerdings wurde dies bislang nicht klar nachgewiesen. Bekannt ist jedoch, dass immunsupprimierte Personen insgesamt ein erhöhtes Risiko für weißen Hautkrebs haben, berichten Dr. Silvia Soohyun Song und Mitarbeiter von der Universität in San Diego.

Mit einer retrospektiven Analyse von Hautkrebsoperationen an der südkalifornischen Universität wollten sie feststellen, ob die Tumoren von solchen Patienten auch gehäuft subklinisch expandieren (JAMA Dermatol. 2016; online 16. März).

Für die Analyse konnten die Dermatologen Angaben zu knapp 3000 Mohsschen Exzisionen von Nicht-Melanom-Tumoren auswerten. Sämtliche Operationen erfolgten in den Jahren 2007 bis 2011, bei zwei Dritteln der Eingriffe entfernten die Hautchirurgen ein Basalzellkarzinom, bei den übrigen ein Plattenepithelzellkarzinom.

347 der Patienten (11,5 Prozent) waren immunsupprimiert, bei knapp der Hälfte von ihnen war eine Organtransplantation der Grund, rund ein Drittel hatte HIV, und die übrigen litten an einem hämatologischen Tumor oder anderen Immundefekten.

40 Prozent mit aggressiven Tumoren

Eine aggressive subklinische Expansion (ASE) wurde bei 805 - also über einem Viertel - der Patienten festgestellt. Von einer ASE gingen die Dermatologen aus, wenn die Chirurgen bei der Mohsschen Operation mindestens zweimal nachschneiden mussten, weil die Ränder infiltriert waren. Zudem sollte der Exzisionsrand zum Schluss mindestens 10 mm betragen.

Von den ASE-Patienten waren 17 Prozent immunsupprimiert, bei denen ohne ASE lag der Anteil nur bei 10 Prozent . Umgekehrt hatten knapp 40 Prozent der Immunsupprimierten einen ASE-Tumor, aber nur 25 Prozent der Immunkompetenten.

Der Anteil von Patienten mit einer aggressiven subklinischen Expansion war im Vergleich zu solchen ohne ASE bei den Immunsupprimierten rund doppelt so hoch wie bei denen ohne immunologische Nachteile (Odds Ratio, OR = 1,9).

Dies ließ sich vor allem auf die hohe ASE-Rate bei Patienten mit Organtransplantation zurückführen (OR = 2,7). Dagegen war diese Rate bei HIV-Patienten (OR =1,1) nicht und bei hämatologisch Erkrankten knapp signifikant erhöht (OR = 1,7).

Als weitere ASE-Risikofaktoren erwiesen sich eine Tumorlokalisation im Gesicht, vor allem im Bereich von Augenbrauen, Lippen und Nase. Basalzellkarzinome dehnten sich ebenfalls häufiger subklinisch aus als Plattenepithelzelltumoren.

Gängige Exzisionsränder gelten nicht

Aus den unterschiedlichen ASE-Raten stellten die Dermatologen um Soohyun Song eine Risikotabelle zusammen. Im Alter von 40 Jahren muss bei einem immunkompetenten Patienten mit Nicht-Melanom-Karzinom im Gesichtsbereich zu 18 Prozent von einem ASE-Tumor ausgegangen werden, bei 80-Jährigen zu 26 Prozent.

Bei einem Karzinom an Rücken oder Bauch liegt die ASE-Wahrscheinlichkeit im jeweiligen Alter zwischen 14 und 21 Prozent .

Ganz anders sieht es bei immunsupprimierten Patienten aus. Befindet sich der Tumor im Gesicht, schwankt die Wahrscheinlichkeit für eine ASE je nach Alter zwischen 41 und 53 Prozent, bei einem Bauch- oder Rückentumor zwischen 33 und 45 Prozent. Chirurgen sollten sich bei immunsupprimierten Patienten folglich nicht auf die üblichen Exzisionsränder verlassen, lautet das Fazit der Studienautoren.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Maternale und neonatale Komplikationen

Frühe Melanome bilden wohl kein erhöhtes Risiko für Schwangere

Randomisierter Vergleich

Bei inoperabler Lentigo maligna: Imiquimod oder Strahlentherapie?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Symptome, Ursachen und Therapie

© Evgeniya Markina | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Trockene Augen

Symptome, Ursachen und Therapie

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Arzneimittelbasierte Wundsalben

© AndreyPopov | iStock

Optimale Wundheilung

Arzneimittelbasierte Wundsalben

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

© supawat bursuk | iStock

Übergewicht bei Kindern

Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Für die Einarbeitung sollten Neulinge eine feste Ansprechpartnerin im Team haben. (Motiv mit Fotomodellen)

© Manu Reyes / Stock.adobe.com

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Menschen laufen am Strand

© KOTO - stock.adobe.com

Nicht-medikamentöse Behandlung

Sport bei Kniegelenksarthrose? Move it or loose it!

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?