Bevölkerungsstudie

Gene für „Schulerfolg“ halten gesund

Genetische „Schulerfolgsvarianten“ können auch den Lebensstil positiv beeinflussen.

Veröffentlicht:

München. Schon länger war bekannt, dass Personen mit einer besseren Schulbildung im späteren Leben seltener Herzinfarkte erleiden.

Ein Forscherteam unter Leitung der Technischen Universität München (TUM) hat nun diesen Zusammenhang in einer großen Bevölkerungsstudie auf genetischer Ebene untersucht (Eur H J 2019; 40(29):2413–2420), teilt die TUM mit.

Ausgangspunkt der Studie waren Erbfaktoren (SNPs, Single Nucleotide Polymorphisms), die Einfluss auf den Schulerfolg haben können. Professor Heribert Schunkert von der TUM untersuchte mit seinem Team zunächst 74 dieser SNPs, sogenannte „Schulerfolgsvarianten“, heißt es in der Mitteilung.

Bisher war bekannt, dass diese positiv beeinflussen, wie lange eine Person zur Schule gegangen ist. In früheren Studien erklärten sie etwa 11 Prozent der Unterschiede unter den Studienpersonen bezüglich der Länge ihrer Schulzeit.

Daten von 13 000 Patienten

In einer ersten Studie arbeiteten die Forscher mit Daten von etwa 13 000 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankung und 14 000 Kontrollpersonen. Es zeigte sich, dass das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung um etwa 21 Prozent höher war, wenn ein Mensch zu dem Fünftel der Bevölkerung gehörte, das am wenigsten von den genetischen „Schulerfolgsvarianten“ besaß. Diese Personen hatten im Schnitt auch ein geringeres Bildungsniveau und kürzer die Schule besucht.

„Unsere Auswertungen legen nahe, dass diese genetischen Faktoren nicht nur zu einem gewissen Grad auf die Schulbildung einwirken, sondern auch gleichzeitig auf das Risiko später herzkrank zu werden“, erklärt Schunkert.

Er ergänzt: „Natürlich wissen wir, dass noch deutlich mehr Faktoren wie unter anderem Erziehung oder Bildung der Eltern eine wichtige Rolle für den Schulerfolg spielen, die in dieser Studie nicht untersucht wurden.“

Besseres Gesundheitsverhalten

Auch die Gründe für ein erhöhtes Risiko, an Herz-Kreislaufkrankheiten zu erkranken, ließen sich in der Studie darstellen: Das Team wies statistisch nach, dass Menschen, die weniger der genetischen „Schulerfolgsvarianten“ besaßen, häufiger rauchten, übergewichtig waren und unter Bluthochdruck litten.

Dieses Ergebnis wurde anhand von weiteren Bevölkerungsdatensätzen mit rund 500 000 Personen in Großbritannien bestätigt. Zudem erweiterten die Forscher die Anzahl der untersuchten SNPs auf über 1000 – und auch hier kamen sie zu dem Ergebnis, dass die „Schulerfolgsvarianten“ das Herzinfarktrisiko positiv beeinflussten.

Im nächsten Schritt testeten die Forscher mithilfe statistischer Rechenmethoden, wie stark der direkte Effekt der Schule auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen war und wie stark der der Genetik.

Hierzu wurde die Beziehung zwischen Erbvarianten und Schulbildung statistisch bereinigt. Der Zusammenhang der genetischen Varianten und des Herzinfarktrisikos blieb signifikant erhalten.

Schunkert bemerkt: „Einer guten Schulbildung ist dieser schützende Effekt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht allein zuzuschreiben, sondern der Einfluss der genetischen Ausstattung ist durchaus vorhanden.

Mit anderen Worten: Die vererbten Eigenschaften, die zum Erfolg einer Person in der Schule beitragen, bewirken auch – unabhängig von der Schulbildung – ein besseres Gesundheitsverhalten im späteren Leben.“ (ikr)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie rettet Ihre App Leben, Dr. Müller?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wann kommt welches Medikament in Frage?

Neue Psoriasis-Leitlinie bringt praxisrelevante Neuerungen

Lesetipps
Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie

Patienten, die besonders gesundheitlich gefährdet sind, sollten im Herbst eine Auffrischung gegen COVID-19 erhalten.

© fotoak80 / stock.adobe.com

Comirnaty® nur in Mehrdosisflaschen

Bund hat geliefert: Start frei für COVID-19-Auffrischimpfungen