Herzinsuffizienz

Gentherapie soll schwache Herzen stärken

Mit neuartigen molekularen Therapien wird heute versucht, eine funktionelle Regeneration des geschädigten Herzmuskels bei chronischer Herzinsuffizienz zu erzielen. Dazu zählt auch die Gentherapie.

Veröffentlicht:

MANNHEIM. Bei der Gentherapie der Herzschwäche werden Nuklein-basierte Wirkstoffe, von denen man sich eine funktionelle Regeneration des Herzmuskels verspricht, an Viren gekoppelt, die per Katheter in die Koronargefäße injiziert werden.

Nach ihrer Entwicklung im Labor hat diese innovative Therapie nun die Phase der klinischen Prüfung erreicht.

"Mit Gentherapien können wir erstmals innerhalb der Herzmuskelzelle therapeutisch eingreifen", betonte Professor Patrick Most von der Universität Heidelberg.

Dass der Ansatz im Prinzip funktioniert, konnte an Tiermodellen nachgewiesen werden: Rund 30 Prozent der per Katheter applizierten "Genfähren" erreichen tatsächlich die Herzmuskelzellen.

Most berichtete, dass in den USA derzeit zwei Phase-II-Studien zur Gentherapie bei Herzinsuffizienz laufen. Die CUPID-Studie nutzt ein Gen, das in den Kalziumstoffwechsel eingreift. Die andere Studie setzt auf ein Gen mit Katecholaminwirkung.

Zusammen mit Kollegen des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung hat Most bei der US-Zulassungsbehörde FDA einen Antrag für eine eigene klinische Studie gestellt: "Wir hoffen, dass wir spätestens Ende 2015 starten können."

Molekül namens S100A1 im Visier

Die Heidelberger Forscher koppeln modifizierte Adenoviren mit einem Gen namens S100A1. Es kombiniert die Wirkungsweisen der beiden in den US-Studien eingesetzten Gene.

Most setzt große Hoffnungen in dieses Gen: "In tierexperimentellen Studien ist S100A1 effektiver. Unser Ansatz bietet zudem die Möglichkeit, die Wirkstärke gezielt anzupassen."

Auch ein etwas anderer Applikationsweg soll gewählt werden: Der Katheter wird über die Koronarvenen eingeführt, um das Kapillarbett des Herzens besser erreichen zu können.

Selbst wenn die Studie tatsächlich im Jahr 2015 startet, dürfte es bis zu einem breiten klinischen Einsatz noch dauern. Viele Fragen sind nämlich noch unbeantwortet. So wird nach Wegen gesucht, die verhindern, dass ein Teil der Patienten das Virus gleich nach Injektion inaktiviert.

Offen ist auch, ob die Funktion der Herzmuskelzellen durch die einmalige Injektion der Gene dauerhaft verbessert wird und ob die Behandlung am Ende auch die Prognose der Patienten verbessert.

Die Ergebnisse der Tierversuche stimmen Most in allen Punkten zuversichtlich. Aber versprechen kann er nichts. (gvg)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Diabetes, Herzinsuffizienz, CKD

RAAS-Inhibitoren: Seltener Hyperkaliämie bei Gabe von SGLT2-Hemmern

Sonderbericht

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Skizze eines alternativen Versorgungsmodells

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Interview zu den Empfehlungen

Allgemeinmediziner: „Die 24h-Blutdruckmessung ist nicht besonders praktikabel“

Lesetipps
Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung