Mukoviszidose

Gentherapie stabilisiert Lungenfunktion

Eine monatlich per Inhalation verabreichte Gentherapie bessert die Lungenfunktion bei Patienten mit zystischer Fibrose. In der ersten kontrollierten Studie mit einer nicht viralen Genfähre war der Unterschied zur Patientengruppe, die physiologische Kochsalzlösung inhaliert hatte, signifikant.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Das Gentherapiepräparat wurde mithilfe eines Verneblers oder Nasensprays atemzuggesteuert appliziert.

Das Gentherapiepräparat wurde mithilfe eines Verneblers oder Nasensprays atemzuggesteuert appliziert.

© aletia2011/Fotolia.com

LONDON. Erst Ende der 1980er-Jahre ist das Gen auf Chromosom 7 entdeckt worden, das Grundlage für die Entstehung der Mukoviszidose ist.

Es enthält den Bauplan für den Ionenkanal CFTR (Cystische Fibrose Transmembranleitfähigkeits-Regulator) unter anderem in der Membran von Lungenepithelzellen.

Ist der Kanal defekt, dann ist die Chloridsekretion gestört, der Schleim bleibt dickflüssig. An einem Ersatz des defekten Gens forschen Wissenschaftler schon seit Anfang der 1990er-Jahre, doch erst jetzt gibt es erste Studiendaten über die Wirksamkeit eine Gentherapie, die zum einen eine nicht virale Genfähre nutzt und zum anderen per Inhalation appliziert wird.

Die britische Studie lief über zwei Jahre und wurde vom UK Cystic Fibrosis Gene Therapy Consortium koordiniert (Lancet Respir Med 2015; online 3. Juli).

140 Studienteilnehmer

Insgesamt 140 Patienten ab einem Alter von zwölf Jahren nahmen an der Studie teil. Letztlich 62 Patienten erhielten zusätzlich zur symptomatischen Routineversorgung mindestens neun Mal 5 ml einer Lösung mit der Bezeichnung pGM169 / GL67A, ein CFTR-Gen/Liposomen-Komplex, zur Inhalation, und zwar monatlich.

In der Vergleichsgruppe wurde stattdessen physiologische Kochsalzlösung verwendet. Einzig eine DNase- Therapie wurde 24 Stunden vor und nach der Gentherapie ausgesetzt.

Appliziert wurde das Gentherapiepräparat atemzuggesteuert mithilfe eines Verneblers oder mit einem Nasenspray. Die Lungenfunktion wurde anhand des forcierten exspiratorischen Volumens in der ersten Sekunde (FEV1) beurteilt.

Alle Patienten hatten einen FEV1-Ausgangswert zwischen 50 und 90 Prozent des Sollwertes und unterschiedliche Mutationen als Ursache für den Kanaldefekt.

Wie die Ärzte um Professor Eric Alton vom National Heart and Lung Institute am Imperial College in London berichten, gelang es durch die Gentherapie zum Zeitpunkt ein Jahr nach Studienbeginn den Lungenfunktionswert im Vergleich zu Placebo um 3,7 Prozent als Zeichen der Stabilisierung zu erhöhen.

Das entspricht den Anforderungen der EMA (European Medicine Agency). Allerdings sprachen nicht alle Patienten der britischen Studie gleichermaßen auf die Behandlung an.

Patienten mit einer schlechteren Lungenfunktion (FEV1 zwischen 49,6 und 69,2 Prozent des erwarteten Wertes) profitierten offenbar am meisten (Verbesserung um 6,4 Prozent). Lag der FEV1-Wert anfangs dagegen zwischen 69,6 und 89,9 Prozent, wurde nur eine - nicht signifikante - Verbesserung um 0,2 Prozent beobachtet.

Therapie wurde gut vertragen

Die Gentherapie wurde gut vertragen. Über unerwünschte Wirkungen wie Symptome der unteren und oberen Atemwege, gastrointestinale Symptome oder Kopfschmerz klagten Patienten in beiden Gruppen jeweils gleich häufig.

Noch sei diese Form der Gentherapie nicht reif für die klinische Praxis, so Alton und seine Kollegen. Zuvor müsse unter anderem die Formulierung des Präparats optimiert werden.

Bei dem in der Studie verwendeten Gentherapieprodukt handelt es sich um ein Präparat, das das Konsortium in Oxford bereits 2006 entwickelt hat.

GL67A ist die Bezeichnung für den kationischen Liposomenanteil, pGM169 ist die Plasmid-DNA, die das Gen für den intakten Transportkanal CFTR enthält.

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