Herzbericht 2016

Gute ambulante Betreuung von KHK-Patienten

Die Zahl der KHK-bedingten Klinikeinweisungen geht weiter zurück. Grund sei der Ausbau der ambulanten Diagnostik und Therapie, so die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Handlungsbedarf gibt es bei der Herzinsuffizienz.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Die Zahl der KHK-bedingten Krankenhauseinweisungen geht zurück. Was ist der Grund?

Die Zahl der KHK-bedingten Krankenhauseinweisungen geht zurück. Was ist der Grund?

© Hortigüela / Fotolia

BERLIN. Pro 100.000 Einwohner gab es in Deutschland im Jahr 2015 im Mittel 800 Krankenhauseinweisungen wegen koronarer Herzerkrankung. Das sind knapp zwei Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Damit bestätigte sich der langfristige Trend, wonach die stationäre Morbiditätsziffer seit dem Jahr 2000 mehr oder weniger kontinuierlich abnimmt, hat DGK-Präsident Professor Hugo Katus aus Heidelberg betont.

Damit einher gehe eine insgesamt allerdings geringer ausgeprägte Abnahme der stationären Aufnahmen wegen Herzinfarkt, so Katus anlässlich der Vorstellung des Deutschen Herzberichts 2016 in Berlin. 267 Patienten pro 100.000 Einwohner wurden im Jahr 2015 wegen Herzinfarkt stationär aufgenommen, 1,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Bessere ambulante Versorgung der KHK-Patienten

Der Sprecher der Arbeitsgruppe Interventionelle Kardiologie der DGK, Professor Albrecht Elsässer aus Oldenburg, führt diese positive Entwicklung in erster Linie auf eine bessere ambulante Versorgung der KHK-Patienten zurück: Grund seien der Ausbau der ambulanten Diagnostik und Therapie, aber auch eine bessere Prävention und Verbesserungen bei der medikamentösen Behandlung.

Profitiert haben praktisch alle Altersgruppen, besonders aber die (etwas) jüngeren Patienten. So werden heute nur noch halb so viele KHK-Patienten zwischen 45 und 65 Jahren hospitalisiert wie 1995. Bei den 65- bis 75-jährigen ist es etwa ein Drittel weniger, bei den über 75-jährigen sind es zehn Prozent.

Etwas anders sieht es bei der Herzinsuffizienz aus. Hier geht es bei den Krankenhauseinweisungen relativ steil aufwärts. 541 Patienten pro 100.000 Einwohner wurden in 2015 wegen Herzinsuffizienz stationär aufgenommen, zehn Prozent mehr als 2013 und fast doppelt so viele wie Mitte der neunziger Jahre.

Für Katus ist diese Zunahme weniger ein Resultat von Versorgungsdefiziten als eher ein Spiegel der starken Zunahme der Inzidenz der Herzinsuffizienz als Folge der besseren Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen.

Dafür, dass die Versorgung eher besser geworden ist, spricht der Rückgang der Herzinsuffizienz-Sterbeziffer: 2014 starben laut Statistischem Bundesamt 54,9 von 100.000 Menschen an Herzinsuffizienz. Ein Jahr zuvor waren es noch 56,7, und bis kurz nach der Jahrtausendwende um die 70.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Auffällig sind Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wobei die Trends bei KHK und Herzinsuffizienz unterschiedlich sind. So bleiben bei der KHK die Männer in Führung: Zwei von drei KHK-Krankenhauseinweisungen betreffen Männer, und die Sterblichkeit bei der KHK liegt bei Männern um ein Fünftel, beim akuten Myokardinfarkt sogar um ein Drittel höher.

Anders bei der Herzinsuffizienz: Hier sind Frauen und Männer, gemessen an den Klinikanweisungen, zwar etwa gleich häufig betroffen. Die Sterblichkeit ist bei Männern aber mit 40 pro 100.000 Einwohner deutlich niedriger als bei Frauen (69 pro 100.000 Einwohner).

"Dieser Unterschied ist unerwartet groß und nicht ohne Weiteres erklärlich", sagte Professor Georg Ertl, Würzburg.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Deutscher Herzbericht: Nicht auf Erfolgen ausruhen!

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