Fünf Methoden im Test

Haut im Reißverschluss: Mineralöl verhilft zur Freiheit

Ein Vorteil des Reißverschlusses ist seine einfache und rasche Bedienbarkeit. Gewisse seiner Einsatzgebiete liegen aber relativ nah an den äußeren Genitalien. Und das kann ein schmerzhafter Nachteil sein.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:

GRAND RAPIDS. Der klassische Reißverschlussnotfall betrifft Knaben, die, weil es ihnen pressiert, den Hosenlatz allzu rasch verschließen wollen und dabei die Penishaut zwischen Schieber und Zähnen des Verschlusses verklemmen.

Den Betroffenen ist mit dem Hinweis auf die relative Seltenheit solcher Vorfälle ebenso wenig gedient wie mit der Information, dass die Unfallfolgen in aller Regel harmlos sind. Denn die Angelegenheit ist schmerzhaft, und jetzt pressiert es erst recht.

Hühnerhaut als Modell

Wie aber befreit man den eingeklemmten Hautbereich an delikater Stelle am wirksamsten und raschesten und mit den geringsten Folgeblessuren? Notfallmediziner um Mark Oquist vom Michigan State University College of Human Medicine in Grand Rapids haben fünf Methoden getestet (Am J Emerg Med 2016, online 2. November). In einen Reißverschluss verklemmte Hühnerhaut diente dabei als Modell. 30 erfahrene und weniger erfahrene Notfallmediziner machten sich daran zu schaffen.

Mit einer Erfolgsrate von 14–24 Prozent erwies sich die laterale Kompression des Schiebers mit einer Zange als die am wenigsten wirksame und zugleich traumatischste in puncto Hautläsionen. Auch der Versuch, durch Drehen eines Schraubenziehers die Öffnung des Schiebers zu vergrößern und die Haut zu befreien, erwies sich als nicht besonders erfolgreich (29–35 Prozent) und ebenfalls recht verletzungsträchtig.

Das Durchtrennen des Schieberkeils mit einer Knochenzange führte in mehr als der Hälfte der Fälle zur Hautbefreiung (53–57 Prozent). Sehr effektiv war es, den Reißverschluss auf der verzahnten Seite zu durchtrennen und die Krampen voneinander zu lösen (77–86 Prozent). Dies war auch die schonendste Methode.

Mineralöl bringt rasche Hilfe

Als die alles in allem beste Methode erwies es sich aber, den Reißverschluss an der Klemmstelle mit Mineralöl zu beträufeln und anschließend vorsichtig am Schieber zu manipulieren. Das Verfahren hatte die höchsten Erfolgsquoten (94–100 Prozent) bei mäßiger Traumatisierung des Gewebes. Auch ging es mit einer Dauer von im Mittel knapp einer Minute am raschesten vonstatten.

Die Inzidenz durch Reißverschluss verursachter Genitalläsionen haben US-Urologen um Herman Bagga (San Francisco) untersucht (BJU International 2013; 112: E191–E194). Anhand der Daten, die von der US-Verbraucherschutzkommission CPSC vorgehalten werden, schätzten Bagga und Kollegen die Zahl der Penisverletzungen durch Reißverschlüsse in den Jahren 2002 bis 2010 auf USA-weit rund 18.000.

Oft Fehlgebruch vom Zippverschluss

Knapp 30 Prozent aller Penisläsionen von Erwachsenen lag der Fehlgebrauch eines Zippverschlusses zugrunde, was Platz eins in der Ursachenstatistik bedeutete. Im pädiatrischen Kollektiv erreichte die Quote circa 17 Prozent. Nur von Quetschungen des Penis durch Toilettenbrillen wurden Knaben noch häufiger ereilt.

Weniger als 1 Prozent der Verletzungen durch Reißverschlüsse betrafen das Skrotum. Rein anekdotischen Charakter hatten Unfälle mit Zippern im Genitalbereich, in die Frauen verwickelt waren. Lediglich fünf Fälle in den genannten neun Jahren standen in den Akten vermerkt. In vieren davon waren die Labien in Mitleidenschaft gezogen worden, in einem Fall war ein Reißverschlussteil als Fremdkörper in die Vagina vorgedrungen.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Schmerzen und funktionellen Beschwerden

Fragwürdige Empfehlungen für Frauen mit vulvovaginalen Leiden

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus