ACC-Kongress

Herzschwäche plus Depression – Teilerfolg der Telefon-Nachsorge

Depressionen sind bei stationären Herzinsuffizienz- Patienten fast die Regel. Ein beim ACC vorgestelltes „Blended-Care“-Konzept zur Nachsorge verbesserte Symptome und Lebensqualität, reduzierte Klinikeinweisungen aber nicht.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
„Care Managerin“ instruiert Patienten.

„Care Managerin“ instruiert Patienten.

© Kzenon - Fotolia

NEW ORLEANS. Ein Drittel bis die Hälfte aller Patienten, die wegen Herzinsuffizienz ins Krankenhaus müssen, weisen in psychiatrischen Screening-Untersuchungen Hinweise auf eine Depression auf. Wiederholt wurde gezeigt, dass das nicht nur die Lebensqualität reduziert, sondern auch herzinsuffizienzbezogene Endpunkte bis hin zur Sterblichkeit negativ beeinflusst.

Dass Patienten mit einem auf Herzinsuffizienz und Depression zielenden, interdisziplinären Versorgungsprogramm geholfen werden kann, zeigt die Studie „Hopeful Heart“ . Die Ergebnisse hat Professor Bruce Rollman von der University of Pittsburgh bei der Jahrestagung des American College of Cardiology (ACC) in New Orleans in den USA vorgestellt worden.

Rollman hat sich mit einer ähnlichen Thematik schon früher beschäftigt. Im Jahr 2009 hat er seine „Bypassing the Blues“-Studie publiziert, in der Patienten nach kardialer Bypass-Operation von einer interdisziplinären, telefonbasierten Nachsorge profitierten, die auch psychotherapeutische Komponenten hatte. In der Studie „Hopeful Heart“ hat er das Konzept jetzt auf Patienten übertragen, die wegen Herzinsuffizienz im Krankenhaus waren.

Komplexe Rekrutierung

Die Studienrekrutierung war relativ komplex und lief über mehr als dreieinhalb Jahre. Es wurde zunächst auf Station ein aus zwei Fragen bestehendes Depressions-Screening durchgeführt (PHQ-2), das von 12.000 in Frage kommenden Patienten rund 8000 ausfüllten. Bei knapp der Hälfte fiel dieses Screening positiv aus.

Depressionen gelindert

Es folgte dann zwei Wochen später telefonisch ein weiteres Depressions-Screening mit neun Fragen (PHQ-9), das von knapp 2000 Patienten vollständig beantwortet wurde und das bei 36 Prozent dieser Patienten Hinweise auf eine Depression zeigte.

Wer in beiden Screenings keinen Hinweis auf eine Depression zeigte, wurde Teil der Kontrollgruppe nicht-depressiver Patienten. Das betraf 125 Patienten. Jene 625 Patienten, die in beiden Screenings depressiv waren, wurden zu einer von drei Gruppen randomisiert. In der einen Gruppe erfolgte eine normale ambulante Versorgung ohne Vorgaben.

In der zweiten Gruppe gab es eine strukturierte telefonische Nachsorge, die nur auf die Herzinsuffizienz zielte. Und in der dritten Gruppe kümmerte sich ein interdisziplinäres Nachsorgeteam um Herzinsuffizienz und Depression.

Die Nachsorgeintervention bestand aus regelmäßigen Telefonaten zwischen Patient und einer speziell ausgebildeten Krankenschwester („Care Manager“). Sie übermittelte auch die Behandlungsempfehlungen des interdisziplinären Nachsorgeteams an den Patienten.

Die telefonische Nachsorge führte dazu, dass die mit SF-12-Fragebogen ermittelte Lebensqualität über 12 Monate zwar schlechter blieb als in der Gruppe ohne Depression, aber signifikant besser war bei normaler ambulanter Versorgung. Dies betraf beide Nachsorgegruppen, also die mit und die ohne psychiatrische Beteiligung.

Klinikeinweisungen nicht reduziert

Ebenfalls erhoben wurde der Depressions-Score PROMIS. Hier war die interdisziplinäre Nachsorge unter Einbeziehung eines Psychiaters sowohl der normalen Versorgung als auch der kardiologischen Nachsorgeintervention signifikant überlegen. Keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den drei Studienarmen mit depressiven Herzinsuffizienzpatienten gab es bei den Klinikeinweisungen.

Im Trend wurden die Patienten mit normaler Versorgung sogar seltener wieder hospitalisiert: 82 Prozent waren in dieser Gruppe innerhalb eines Jahres wieder stationär, gegenüber 85 Prozent bei kombiniert internistisch-psychiatrischer Nachsorge und 90 Prozent bei rein internistischer Nachsorge. In der Kontrollgruppe der nicht depressiven Patienten lag die Quote bei 75 Prozent.

Mehr Informationen zur Kardiologie unter www.springermedizin.de

Blended Care

  • Ein Konzept aus Online- oder Telefon-Interventionen plus „Face-to-Face-Kontakten“ wird als „Blended Care“ bezeichnet.
  • In der Studie bestand die Nachsorge-Intervention aus regelmäßigen Telefonaten zwischen dem Patienten und einer speziell ausgebildeten Krankenschwester („Care Manager“).
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