IQWiG rät, das Disease Management Programm Brustkrebs an einigen Stellen zu überarbeiten

Um das DMP für Patientinnen mit Brustkrebs auf den aktuellen Stand der Leitlinien zu bringen, sollte es an einigen Stellen modifiziert werden.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Auch zu bildgebenden Verfahren macht der IQWiG-Bericht einige Vorschläge.

Auch zu bildgebenden Verfahren macht der IQWiG-Bericht einige Vorschläge.

© Foto: imago

Das hat eine Analyse von 23 Leitlinien durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ergeben. Notwendig erscheint danach vor allem die Aufnahme der Empfehlung zur Antikörpertherapie mit Trastuzumab als generelle Indikation beim HER2-(ErbB2-)positiven primären und metastasierten Mammakarzinom. "Diese Therapie-Option bedingt die Notwendigkeit der HER2-Bestimmung bei jedem neu diagnostizierten Mammakarzinom", heißt es in einem Bericht des IQWiG. Bereits im ersten Quartal 2009 soll das aktualisierte Disease Management Programm (DMP) Brustkrebs vorliegen.

Leitlinien stimmen zumeist mit DMP überein

Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses hatte das Institut aktuelle hochwertige Leitlinien zur Indikation Brustkrebs - publiziert zwischen 2002 und Oktober 2007 - analysiert und aus ihnen relevante Empfehlungen zusammengestellt. Vier der 23 in die Untersuchungen eingeschlossenen Leitlinien wurden in Deutschland entwickelt, darunter die Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie. Diese Empfehlungen sollen als Basis für die gesetzlich vorgesehene regelmäßige Aktualisierung des Disease Management Programms Brustkrebs dienen.

"Ziel der Untersuchung war es nicht, Empfehlungen im Sinne einer Nutzenbewertung des IQWiG abzugeben", stellen die Autoren des Berichts klar. Er wurde Ende September an den Gemeinsamen Bundesausschuss übersandt und Ende November vom IQWiG veröffentlicht.

Nach der Auswertung des IQWiG stimmen die Empfehlungen der aktuellen Leitlinien weitgehend mit den Vorgaben des DMP aus dem Jahr 2005 überein. Die Wissenschaftler nennen aber neben der Antikörpertherapie mit Trastuzumab eine ganze Reihe von Aspekten, die eine Anpassung des Disease Management Programms notwendig erscheinen lassen. Dazu zählen Empfehlungen zu bildgebenden Verfahren, minimalinvasiver Biopsie und zur Bestimmung prognostischer Marker sowie zur Indikationsstellung und Durchführung der Sentinel-Lymphknotenbiopsie.

Potenziellen Ergänzungs- und Spezifizierungsbedarf stellen die IQWiG-Wissenschaftler für den gesamten Bereich der Systemtherapie fest. "Dies betrifft insbesondere die Empfehlungen zur endokrinen Therapie hormonrezeptorpositiver prä- und postmenopausaler Frauen, zur Chemotherapie und zur Bisphosphonattherapie", schreiben sie. Die Autoren verweisen auch auf Abweichungen zwischen DMP und Leitlinien bei der Nachsorge, was die Zeitabstände der Nachuntersuchungen und ergänzende Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie des Postmastektomiesyndroms betrifft.

Psychosoziale Betreuung könnte besser sein

Zudem könnte das Disease Management Programm im Bereich der Patientinnenkommunikation und der psychosozialen Betreuung genauer werden. Die Deutsche Krebsgesellschaft begrüßt den Abschlussbericht, insbesondere weil dort die aktualisierte S3 Leitlinie "Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms" noch aufgenommen wurde - obwohl sie erst im Februar 2008 publiziert wurde. "Wir können mit dem Bericht gut leben, er ist dem Thema angemessen", sagt Professor Rolf Kreienberg, Ärztlicher Direktor der Universitätsfrauenklinik Ulm und Koordinator der S3 Leitlinie. Kreienberg ist Mitglied der Kommission, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss mit der Aktualisierung des DMP Brustkrebs beauftragt wurde. Die Arbeiten seien bald beendet, das neue DMP werde im ersten Quartal 2009 fertig sein, kündigt er an. Die neuen Empfehlungen aus den Leitlinien werden weitgehend ihren Niederschlag in dem strukturierten Behandlungsprogramm finden, kündigt er an. "Es wird einen direkten Übergang von den Leitlinien in die Versorgung geben", sagt Kreienberg.

Der Abschlussbericht und ein Kurzbericht des IQWiG sind im Internet unter www.iqwig.de verfügbar.

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