Immuntherapie auch in der Pollensaison möglich

NÜRNBERG (otc). Bei vielen Patienten ist es nur eine Frage der Zeit, daß aus der allergischen Rhinokonjunktivitis oder dem saisonalen Asthma ein ganzjähriges Asthma wird. In Deutschland machen 30 bis 50 Prozent der Kinder mit allergischer Rhinokonjunktivitis einen Etagenwechsel hin zum Asthma durch.

Veröffentlicht:

Darauf hat Professor Karl-Christian Bergmann aus Berlin hingewiesen. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, sei die spezifische Immuntherapie (SIT).

Der Etagenwechsel sei vor allem an einem trockenen Reizhusten zu erkennen. Gelegentlich komme es zudem zu einer leichten, spasmolytisch gut beeinflußbaren Obstruktion, sagte Bergmann beim Pneumologen-Kongreß in Nürnberg.

Weitere Indizien lägen vor, wenn der inhalative Provokationstest zum Beispiel mit Methacholin eine gesteigerte unspezifische bronchiale Hyperreagibilität ergebe oder die Zahl der Eosinophilen in Blut und Sputum erhöht sei.

Ungünstig ist es weiterhin, wenn sich bei Biopsien eine Entzündungsreaktion feststellen läßt, also ein Einstrom von Eosinophilen aus dem Blut in die Bronchialmukosa. Darüber hat der der Allergologe bei einer Veranstaltung des Unternehmens Alk-Scherax berichtet.

Mit einer SIT könne man das saisonale Asthma beeinflussen. Dadurch verringerten sich die Symptome in der Lunge und der Medikamentenverbrauch. Außerdem bessere sich die Lebensqualität oft nachhaltig über Jahre, berichtete Bergmann. Inzwischen wurde eine Leitlinie zur SIT bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen erstellt, der über 70 Placebo-kontrollierte Studien zugrundeliegen (Allergo J 15, 2006, 56).

Die Leitlinie empfehle die subkutane Immuntherapie (SCIT) mittlerweile bei intermittierendem - Schweregrad I - und geringgradig persistierendem IgE-vermitteltem allergischem Asthma - Schweregrad II - unter strenger Indikationsstellung, so Bergmann.

Die sublinguale Immuntherapie (SLIT, vom Unternehmen als SLIT® one angeboten) mit Pollenallergenen könne bei Erwachsenen mit allergischer Rhinokonjunktivitis angewandt werden, besonders wenn eine SCIT nicht in Frage komme. Die Routineanwendung wird aber - so die Leitlinie - bei Kindern und Jugendlichen aufgrund der gegenwärtigen Datenlage nicht empfohlen.

Eine abschließende Bewertung wurde bis zur Vorlage weiterer Studienergebnisse vorläufig zurückgestellt. "Meiner Meinung nach hat die SLIT jedoch den Vorteil, daß die Behandlung auch während der Pollensaison beginnen kann, also während die Patienten Beschwerden haben", sagte Bergmann.

Eine Weiterentwicklung sei eine Schmelztablette, in der die Allergene eingearbeitet werden, berichtete Michael Uecker vom Unternehmen. Die Tablette löse sich innerhalb weniger Sekunden vollständig auf, wenn sie mit der Mundschleimhaut in Kontakt komme, so Uecker. Die Patienten brauchten kein Wasser nachzutrinken, da die Tablette nicht hinuntergeschluckt werde.

"Für die erste Entwicklung einer Gräser-Allergentablette haben wir uns entschieden, die Allergene des verbreiteten Wiesenlischgrases Phleum pratense zu nehmen", sagte Uecker. Mit der Tablette werde eine bessere Compliance der Patienten erwartet, zudem sei keine Initialbehandlung mehr notwendig. Uecker: "Die erste Zulassung für die Tablette haben wir Mitte März in Schweden erhalten."

Mehr zum Thema

Kommentar zu Allergenbelastung

Wenn der Bauernhof-Effekt zum Stall-Luftschloss wird

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!