Mögliche Früherkennung

Ist schlechter Schlaf eine Ursache für Alzheimer?

Eine neue Studie deutet darauf hin, dass Alzheimer mit schlechtem Schlaf zusammenhängt. Ärzte könnten die Krankheit früh erkennen, wenn sie bestimmte Biomarker messen.

Veröffentlicht:
Die Universität von Wisconsin hat 101 Patientendaten zu Alzheimer ausgewertet.

Die Universität von Wisconsin hat 101 Patientendaten zu Alzheimer ausgewertet.

© freshidea / stock.adobe.com

MADISON. Zusammenhänge zwischen der Schlafgüte und dem Risiko, an M. Alzheimer zu erkranken, sind seit Längerem in Diskussion. Guter Schlaf soll als eine Art Spülmaschine fürs Gehirn dazu beitragen, Stoffwechselmüll zu entfernen. Entsprechend könnte gestörter Schlaf dazu beitragen, dass der Müll sich sammelt – und schließlich eine Demenz verursacht.

In diese Richtung zielt auch eine Studie des Teams um Dr. Kate Sprecher von der University of Wisconsin in Madison (Neurology 2017; 89 (5): 445-453). Die Forscher hatten die Daten von 101 Mitgliedern des Wisconsin Registry for Alzheimer's Prevention (WARP) analysiert, die im Mittel 63 Jahre alt waren.

Sie hatten Angaben zu ihrer Schlafqualität gemacht und sich einer Liquorpunktion unterzogen. In kognitiven Tests hatten sie normale Ergebnisse. 73 Prozent der Probanden hatten aber eine positive Familienanamnese für M. Alzheimer: Mutter, Vater oder beide waren erkrankt.

Statistische Zusammenhänge zwischen Alzheimer und Schlaf

Statistisch ergab sich eine Korrelation zwischen der Güte des Schlafs, Schlafproblemen allgemein sowie der Tagesschläfrigkeit und der Liquorkonzentration bestimmter Marker, die mit dem Amyloidmetabolismus, der Plaquebildung und der Tau-Pathologie in Verbindung stehen.

Es zeigten sich ein erniedrigtes Aß42/Aß40-Verhältnis und erhöhte Quotienten von Tau-Gesamt/Aß42, Tau-phosphoryliert/Aß42, MCP-1/Aß42 und YKL/Aß42. MCP-1 und YKL sind Marker der neuronalen bzw. axonalen Degeneration. Keinen signifikanten Zusammenhang gab es mit dem Degenerationsmarker Neurofilament light und Neurogranin, das für synaptische Dysfunktion steht.

"Als schlecht wahrgenommener Schlaf war mit einem höheren Ausmaß von pathologischen Veränderungen assoziiert, die mit Morbus Alzheimer einhergehen", resümieren Sprecher und ihr Team die Ergebnisse ihrer Querschnittstudie. Die Schlafqualität lasse sich verbessern.

Früherkennung durch Schlafmessung?

Die Schlafgesundheit sei daher womöglich ein Hebel für eine frühe Intervention, um die Alzheimerpathogenese zu bremsen. Letzteres würde voraussetzen, dass schlechter Schlaf eine Alzheimerkrankheit (mit)verursachen kann.

Eine Kausalaussage ist auf der Basis der vorliegenden Studie aber nicht möglich. Aus anderen Studien mit jungen, gesunden Probanden ist freilich bekannt, dass Schlafentzug die Amyloidkonzentrationen im Liquor ungünstig beeinflusst; auch Tierversuche bestätigen Veränderungen im Amyloidstoffwechsel und in der Tau-Phosphorylierung durch Schlafrestriktion.

Umgekehrt sinkt unter den pathologischen Veränderungen im Zusammenhang mit M. Alzheimer die Schlafqualität. Das räumen auch die Studienautoren ein: "Es gibt Hinweise auf eine wechselseitige Beziehung zwischen Schlaf und Amyloid."

Eine Querschnittstudie könne dies nicht entwirren. Um den Verlauf von Schlafverhalten und Hirnpathologie in der präklinischen Phase der Alzheimerkrankheit zu bestimmen, seien Längsschnittstudien wichtig. (rb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Erste Empfehlungen

Kopfschmerzen im Schlaf: Woran liegt es und was hilft?

Stellungnahme der American Academy of Sleep Medicine

Schläfrige Patienten: Müdigkeitsanamnese auf keinen Fall verschlafen

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: a) Verlauf einer Gruppe unbehandelter Personen, b) 5-Jahres-Daten der SUNFISH-Studie Teil1, c) Teil2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Therapie der 5q-assoziierten SMA

Risdiplam-Filmtabletten: flexiblere Anwendung im Alltag

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren