Kalzium-Supplemente gehören fest zur Osteoporose-Therapie

BARCELONA (ner). Zu jeder Osteoporose-Therapie gehört Kalzium. Dies war viele Jahre nicht selbstverständlich. Im Gegenteil: "Die Bedeutung von Kalzium für die Osteoporose wurde in den 70er und 80er Jahren immer wieder bestritten", sagt Professor Johann D. Ringe aus Leverkusen. Das wirkt bis heute fort: Viele Frauen in der Postmenopause mit Osteoporose nehmen keine Kalzium-Präparate. Zudem sind Fehler bei der Einnahme sowie bei der Dosierung nicht selten.

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Mittlerweile sei jedoch klar, daß Kalzium eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Osteoporose-Behandlung ist, betonte Ringe bei einer Veranstaltung von Sanofi-Aventis und Procter & Gamble in Barcelona. Das hängt damit zusammen, daß der Körper versucht, den Serum-Kalzium-Spiegel um jeden Preis konstant zu halten.

So ist Kalzium außer als Knochenbaustein auch für die Muskelarbeit sowie für die Erregungsleitung in Nerven essentiell. Wird nicht genug Kalzium aufgenommen, greift der Körper auf Vorräte im Depot zurück. Und das Depot ist das Skelett.

Bei normaler Kost besteht eine Kalzium-Versorgungslücke

Kalzium muß also jeder Mensch täglich zu sich nehmen. Bei normaler Ernährung konsumieren die Deutschen 700 bis 800 mg pro Tag. "Das ist zwar normalerweise ausreichend, aber nicht optimal für die Osteoporose-Therapie", so Ringe. Für Osteoporose-Patienten werden insgesamt etwa 1300 mg täglich empfohlen, denn schon die Kalzium-Monotherapie hat signifikante Effekte auf den Skelettaufbau und das Frakturrisiko, wie die Auswertung von 180 Publikationen ergeben hat. Damit ergibt sich - normale Mischkost vorausgesetzt -  eine Versorgungslücke von etwa 500 mg pro Tag, die mit Supplementen aufgefüllt werden sollte.

Allerdings muß bei der individuellen Dosierung einiges beachtet werden. So sollte ein behandelnder Arzt fragen, ob der Patient sich Kalzium-reich ernährt, also etwa Milchprodukte zu sich nimmt, oder ob er sich rein pflanzlich ernährt - dann ist das Kalzium-Defizit größer.

In Betracht gezogen werden sollte zudem, daß die Kalzium-Resorptionskapazität des Darmes mit zunehmendem Alter abnimmt. Schleifendiuretika fördern den Kalziumverlust, Thiazide dagegen halten Kalzium im Körper zurück. Zu beachten sind auch weitere Erkrankungen des Patienten, die Auswirkungen auf den Kalzium-Stoffwechsel haben wie Sprue, Pankreas-Erkrankungen sowie frühere Magen- oder Dünndarmresektionen. Bei primärem Hyperparathyroidismus müsse erst die chirurgische Sanierung erfolgen, bevor die Osteoporose-Therapie mit Kalzium startet.

Auch für Nierenstein-Patienten ist Kalzium-arme Diät falsch

Ängsten, mit der Kalziumzufuhr könne man auch schaden, tritt Ringe ausdrücklich entgegen. So sei die von Urologen bei Nierenstein-Patienten oft ausgesprochene Empfehlung einer Kalzium-armen Diät falsch. Im Gegenteil: Dieser Rat provoziert sogar das Entstehen von Oxalatsteinen, so Ringe.

Denn die Diät bewirke lediglich, daß vermehrt Oxalat aus pflanzlichen Nahrungsmitteln resorbiert werde. Zugleich wird bei mangelhafter Zufuhr Kalzium aus dem Skelett mobilisiert. Nierenstein-Patienten mit Osteoporose sollten sich daher normal ernähren, aber keine Kalzium-Supplemente erhalten.

Ein weiterer häufiger Fehler ist, daß Patienten Kalzium zeitgleich mit dem verordneten Bisphosphonat einnehmen. Dadurch wird die Bisphosphonat-Resorption und Wirksamkeit stark verringert. Um das Problem zu lösen sowie die Compliance bei der Kalzium-Substitution zu verbessern, ist jetzt die Risedronat-Wochentablette gemeinsam mit der Kalzium-Wochenration in einem Blister auf den Markt gekommen (Actonel® 35 mg plus Calcium). Am Tag 1 wird das Bisphosphonat (gelbe Tablette) und ab Tag 2 die tägliche Kalzium-Ration (weiße Tabletten) verabreicht. Mit der neuen Woche wird ein neuer Blister angebrochen.



FAZIT

Die optimale Kalzium-Versorgung ist essentiell bei der Osteoporose-Therapie. Kalzium-Supplemente müssen dabei individuell dosiert werden. Viele Patienten sind jedoch mit dem Einnahmemodus von Bisphosphonaten und Kalzium überfordert. Einfache Dosierungshilfen könnten deshalb die Therapieeffektivität steigern.

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