Kammerbeschluss zur Akupunktur bringt einige Ärzte in die Bredouille

STUTTGART. Über 10 000 Patienten haben nach Schätzung der AOK Baden-Württemberg bereits auf Krankenschein die Schmerztherapie mit Akupunktur in Anspruch genommen. Abrechnungszahlen für die erste Jahreshälfte 2007 liegen jedoch noch nicht vor.

Von Marion Lisson Veröffentlicht:

Seit Jahresanfang zahlen Krankenkassen bundesweit Akupunktur-Behandlungen bei chronischen Knie- und Rückenschmerzen als Regelleistung. Patienten nehmen dieses Angebot bundesweit gut an.

Etwa 1500 Ärzte in Baden-Württemberg seien derzeit berechtigt, Akupunktur auf Kassenkosten abzurechnen, sagt der baden-württembergische AOK-Chef Dr. Rolf Hoberg. Die teilnehmenden Ärzte sollten möglichst Qualifikationen in der Schmerztherapie und Psychosomatik aufweisen, fordert der Kassenchef. "Qualitätssicherung ist und wichtig", beteuert Hoberg.

Zusatz-Weiterbildung wurde im Südwesten abgelehnt

Genau hier jedoch liegt für viele Mediziner, die künftig ebenfalls Akupunktur in ihren Praxen anbieten wollen, das Problem. Die Landesärztekammer hat bundesweit als einzige nicht die Zusatz-Weiterbildung Akupunktur eingeführt. Entsprechend bietet sie auch keine Qualifikationskurse an.

Vertragsärzte, die Akupunktur als Kassenleistung anbieten wollen und die erforderlichen Qualifikationen anstreben, müssen daher derzeit längere Anfahrtswege und die Suche nach geeigneten Kursangeboten auf sich nehmen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hatte im Herbst 2006 festgelegt, dass Mediziner, die Akupunktur anbieten wollen, ab Januar 2007 - aber spätestens nach der Übergangsfrist, also ab Januar 2008 - eine qualitativ hochwertige Ausbildung zur Akupunktur von 200 Stunden vorweisen müssen. Nachweise zu schmerztherapeutischen und psychosomatischen Qualifikationen, wie sie auch AOK-Chef Hoberg fordert, gehören dazu.

Für einige Ärzte könnte es deshalb eng werden, ab Januar 2008 noch Akupunktur als Kassenleistung anbieten zu können. Der Grund: Die Mediziner, die nach den Vorgaben des GBA noch in diesem Jahr Qualifikationen für Akupunktur nachreichen müssen, können im Südwesten nicht auf die Hilfe der Kammer zurückgreifen.

Genehmigungen werden nur befristet ausgestellt

"Es könnte knapp werden, alle erforderlichen Qualifikationsstunden zusammen zu bringen", warnen Niedergelassene aus Nordbaden.

Über 1000 niedergelassene Ärzte sind derzeit in Baden-Württemberg bereit, Akupunktur als Kassenleistung zu erbringen. Dies hatte kürzlich eine Anfrage der Techniker Krankenkasse bei den vier Bezirksdirektionen der KV ergeben. Ärzte, die derzeit die Akupunktur abrechnen wollen, benötigen die Genehmigung der Selbstverwaltung.

Der Großteil der Ärzte, die noch Nachweise erbringen müssen, erhalten diese Genehmigung derzeit jedoch nur befristet ausgestellt. Im Sommer 2006 hat die Landesärztekammer mit ihrer Ablehnung der Weiterbildung Akupunktur ein Signal setzen wollen. Die Aufnahme der Akupunktur in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen haben die Delegierten der Kammerversammlung damals mehrheitlich abgelehnt.

AOK sieht mit Akupunktur Patienten im Vorteil

"Gerade bei Patienten mit chronischen Schmerzen im Rücken und in den Knien ist die Akupunktur-Therapie der bisher üblichen Standard-Behandlung klar überlegen", heißt es dagegen bei der AOK.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

10 Fragen, 10 Antworten

Ausgeschlafen trotz Schichtdienst: Wie das klappen kann

Kopfschmerzen

Migräne: Welche Therapie bei älteren Patienten möglich ist

Lesetipps
Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei

Großer Andrang am Quartalsanfang? Mit der Ersatzbescheinigung könnten sich vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen den Weg in die Praxis sparen.

© Picture-Factory / stock.adobe.com

Neues Verfahren mit Potenzial

Das bringt die elektronische Ersatzbescheinigung den Praxen