Metaanalyse

"Kein kausaler Zusammenhang zwischen Solariumnutzung und Hautkrebs"

Forscher weisen Einschätzungen von WHO und EU zurück, nach denen zwischen maßvoller Solariumnutzung und erhöhtem Melanom-Risiko eine Kausalität besteht.

Veröffentlicht:
Krebsrisiko durch Solariennutzung? Diese oft verbreitete Warnung scheint so nicht haltbar.

Krebsrisiko durch Solariennutzung? Diese oft verbreitete Warnung scheint so nicht haltbar.

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HOMBURG. Einen kausalen Zusammenhang zwischen maßvoller Solariennutzung und einem erhöhten Melanom-Risiko gibt es nicht. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam unter Leitung von Professor Jörg Reichrath vom Uniklinikum des Saarlandes (Antic Res 2018; 38: 1111-1120 und 1187-1199).

Die Autoren widersprechen damit verschiedenen Veröffentlichungen, darunter auch Berichten der EU und der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Erhebliche Schwächen bei Studien

Eine Metaanalyse der Forscher ergab bei Solariumgängern zwar eine gering erhöhte Melanom-Rate (gegenübergestellt wurde "jemals ein Solarium genutzt" und "niemals ein Solarium genutzt"), allerdings fanden die Forscher bei den ausgewerteten Studien erhebliche Schwächen, berichtet die Universität des Saarlandes.

So basierten viele Ergebnisse hauptsächlich auf Beobachtungen, die aufgrund mangelhafter Datenlage keine kausalen Zusammenhänge beweisen. "Wertet man innerhalb einer Studie Patienten-Untergruppen aus, so zeigt sich, dass vermutlich auch andere Einflüsse eine Rolle spielen", wird Reichrath in der Mitteilung zitiert.

"So kann die Solariennutzung ein ‚Marker‘ sein für ‚Sonnenanbeter‘, die sich auch der natürlichen Sonnenstrahlung exzessiv aussetzen und durch häufige Sonnenbrände ihr Melanom-Risiko erhöhen."

Die Wissenschaftler nehmen auch Stellung zu zwei kürzlich von der EU und der WHO veröffentlichten Berichten, nach denen die UV-Strahlung in Solarien für einen beträchtlichen Anteil sowohl von hellem Hautkrebs als auch von Melanomen verantwortlich ist.

Reichrath sieht das anders: "Die Einschätzungen der beiden Gremien basieren auf einer unvollständigen, unausgewogenen und unkritischen Literaturauswertung. Der derzeitige wissenschaftliche Kenntnisstand unterstützt nicht die Schlussfolgerung, dass maßvolle Solariennutzung das Risiko, an Schwarzem Hautkrebs zu erkranken, erhöht." (eb)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 06.02.201808:19 Uhr

Eigentlich sind es 2 bemerkenswerte Publikationen...

...die hier veröffentlicht wurden:

– A Critical Appraisal of the Recent Reports on Sunbeds from the European Commission’s Scientific Committee on Health, Environmental and Emerging Risks and from the Word Health Organization.” von J. Reichrath et al.
Anticancer Research 38: 1111-1120 (2018) doi:10.21873/anticanres.12330
und
– “Solarium Use and Risk for Malignant Melanoma: Meta-analysis and Evidence-based Medicine Systematic Review” von B. Burgard et al.
Anticancer Research 38: 1187-1199 (2018) doi:10.21873/anticanres.12339

Studien, welche im Gegensatz dazu die Melanom-Risiken durch Sonnenbank-Nutzung warnend betonen, sind:

- Wissenschaftlicher Ausschuss für Gesundheits-, Umwelt- und Schwellenrisiken der EU (SCHEER): Opinion on Biological effects of ultraviolet radiation relevant to health with particular reference to sunbeds for cosmetic purposes: https://ec.europa.eu/health/sites/health/files/scientific_committees/scheer/docs

- Weltgesundheitsorganisation (WHO): Artificial tanning devices: public health interventions to manage sunbeds: http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/255695/1/9789241512596-eng.pdf

Quelle: "Kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Solariennutzung und Schwarzem Hautkrebs" Pressemitteilung der Universität des Saarlandes
https://idw-online.de/de/news688216

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Thomas Georg Schätzler 31.01.201808:09 Uhr

Zunehmende Melanom-Risiken sind offensichtlich vielschichtiger und multifaktoriell

"A Critical Appraisal of the Recent Reports on Sunbeds from the European Commission''s Scientific Committee on Health, Environmental and Emerging Risks and from the World Health Organization" von JÖRG REICHRATH et al.
http://ar.iiarjournals.org/content/38/2/1111.full?sid=8025a2e1-dcb7-41a0-8112-671b5d8aba38
ist wirklich ein Vorbild für kritische Analyse und wissenschaftliche Reflexion.

Denn letzten Endes könnten nicht nur das maligne Melanom, sondern jede Art von anderen Erkrankungen, deren Detektionsrate augmentiert bzw. deren Inzidenz und Prävalenz in den letzten Jahrzehnten realiter zugenommen hatten, mit allen möglichen bio-psycho-sozialen, technischen Verhaltensweisen und Weiterentwicklungen bzw. Umwelt- und Verkehrsbelastungen in Zusammenhang gebracht werden.

Wie verwirrend Daten-Lagen und -Interpretationen beim Malignen Melanom sein können, belegten französische Dermatologen der Robert-Debré-Klinik in Reims: Sie wollten nachweisen, dass Melanom-Risiken bei älteren Männern und Frauen geschlechtsspezifisch unterschiedlich verteilt seien. Angeblich fanden sie heraus, dass beim Malignen Melanom linke Arme von Männern etwas häufiger betroffen wären, als linke Frauenarme. Genderspezifische Autofahrer-Gewohnheiten sollten als Erklärungsmodell herhalten.

Chevalier, V. et al. Comparison of Anatomic Locations of Cutaneous Melanoma in Men and Women: A Population-Based Study in France. Br J Dermatol 2014, online 11. April; doi: 10.1111/bjd.13052 beschrieben auffällige anatomische Verteilungsmuster beim kutanen Malignen Melanom. Hals- und Kopfmelanome würden bei Männern bevorzugt links- und bei Frauen rechtseitig auftreten.

Bekannt ist, dass sich der schwarze Hautkrebs bei Männern häufiger am Rumpf, bei Frauen eher an den Beinen manifestiert. Im Sommer bewegen sich Männer schon mal mit nacktem Oberkörper, während Frauen eher einen Rock anziehen. Bei den Schlussfolgerungen wurde neben einer Reihe von typisch männlich-weiblichem Verhalten auch die Lichtexposition in Autos als Erklärungsmuster bemüht ["... photo-exposure in cars could explain these results."]

Aber wie soll man im Detail geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Tumorlokalisation mit Autofahren, Linkslenkung, Rechtsverkehr und Beifahrergewohnheiten begründen? Wenn bei Linkslenker-Autos im Rechtsverkehr in Frankreich die sonnenbeschienene linke Fahrerseite für die Männer e n t s c h e i d e n d e n Einfluss auf deren Melanom-Prävalenz und Inzidenz hat, müssten diese doch von Sonnenaufgang bis zum Mittag immer in s ü d l i c h e , und vom frühen Nachmittag bis zum Sonnenuntergang immer in n ö r d l i c h e Richtungen fahren. Denn sind selbst-lenkende Männer vormittags in nördlichen Richtungen unterwegs, liegt ihre linke Fahrerseite im S c h a t t e n; wenn sie nachmittags in südliche Richtungen fahren, ebenso.

Bei möglicherweise gender-traditionell bei-fahrenden Frauen und Rechtsverkehr bzw. Linkslenkung müssten diese entweder als Beifahrerinnen immer mit geschlossenen Fenstern mitfahren, oder aber bei offenem Beifahrerfenster morgens bis mittags in südlicher und nachmittags bis abends in nördlicher Richtungen unterwegs sein. Nur dann sind sie auf der S c h a t t e n-Seite vor Melanom-Risiken durch intensivierte Sonneneinstrahlung geschützt.

In Australien übrigens, mit Linksverkehr und Rechtslenkung, haben in nördlichen Richtungen Fahrende von Sonnenaufgang bis Mittags die Sonne auf ihrer Fahrer-Fensterseite. Dagegen müssen in südliche Richtungen Fahrende von Nachmittags bis Sonnenuntergang mit erhöhter Sonneneinstrahlung bei offenem Fahrerfenster rechnen. Australische Beifahrer/-innen erleben das umgekehrt. Unter der Voraussetzung, dass das Beifahrerfenster auch geöffnet ist.

Denn Verbundglasscheiben in Autos filtern bis zu 95 Prozent des auftreffenden UV-Lichtanteils. Zur Verringerung von Melanomrisiken wäre die Fahrt mit eingeschalteter Klimaanlage und gesc

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