Weltkindertag

Kinderhaut – Fenster zur ärztlichen Missbrauchsdiagnose

Kinderchirurgen sind oft die ersten, die Kindesmissbrauch aufdecken. Sie warnen: Die spezielle Versorgung betroffener Kinder sei ohne Aufnahme in die Regelfinanzierung gefährdet.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Kindliches Missgeschick beim Spielen? Oder liegt ein ein Fall von Kindesmissbrauch vor? Oft sind es Kinderchirurgen in Kliniken, bei denen die Kinder zuerst zur Versorgung erscheinen. Für die Ärzte beginnt dann neben der Therapieentscheidung die Spurensuche.

Kindliches Missgeschick beim Spielen? Oder liegt ein ein Fall von Kindesmissbrauch vor? Oft sind es Kinderchirurgen in Kliniken, bei denen die Kinder zuerst zur Versorgung erscheinen. Für die Ärzte beginnt dann neben der Therapieentscheidung die Spurensuche.

© st-fotograf /stock.adobe.com

Berlin.Blutergüsse, Schnitte, Verbrühungen, Verbrennungen oder Knochenbrüche – Ärzte müssen bei Kindern nicht nur die richtige Diagnose für die adäquate Versorgung stellen, sondern auch die Ursache für die Hautbeschädigungen eruieren.

„Hier zwischen Unfall und Misshandlung zu unterscheiden, ist nicht immer einfach“, verdeutlicht Professor Udo Rolle, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH), zum diesjährigen Weltkindertag am 20. September.

Oft sei es gerade der Kinderchirurgie zu verdanken, wenn Kindesmissbrauch frühzeitig entdeckt werde. Missbrauchsverdächtige Verletzungen von Kindern fielen meist zunächst in kinderchirurgischen Abteilungen oder Ambulanzen auf.

Die Kinderchirurgin und Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin (DGKiM), Dr. Frauke Schwier, reklamiert den Kinderschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

„Insbesondere (kinder-)chirurgische Ambulanzen, Rettungsstellen und Notaufnahmen sind erste Anlaufpunkte, wenn sich Kinder vorstellen, behandlungsbedürftig sind oder geklärt werden muss, ob eine Misshandlung vorliegt. Für diese immense Verantwortung braucht es ausgebildetes Fachpersonal und entsprechende Strukturen im Gesundheitssystem, wie zum Beispiel Kinderschutzambulanzen und klinikbasierte Kinderschutzgruppen“, so Schwier.

Bisher 100 akkreditierte, interdisziplinäre Kinderschutzgruppen in der Versorgung

In Kinderschutzgruppen arbeiten laut DGKiM Angehörige verschiedener Disziplinen – zum Beispiel Ärzte, Psychologen und Pädagogen – zusammen. Sie sähen nicht nur die medizinische Seite, sondern versuchten auch, die unmittelbare Umgebung des Kindes, die Familie, einzubeziehen.

Derzeit sind nach eigenen Angaben etwa 100 Kinderschutzgruppen bei der DGKiM akkreditiert, erfüllen also Mindeststandards hinsichtlich Personal, Arbeitsweisen und Kooperationen.

„Gefährdete Kinder, die im Gesundheitssystem auffallen, müssen wir als Kinderschutzfälle anerkennen und adäquat medizinisch versorgen. Ohne Aufnahme in die Regelfinanzierung können wir das auf Dauer aber nicht leisten“, nimmt Schwier den Gesetzgeber und die Selbstverwaltung in die Pflicht.

In fast 60.000 Verfahren haben Jugendämter 2021 eine akute oder latente Gefährdung des Kindeswohls festgestellt. Die Gründe sind zum Beispiel körperliche und seelische Misshandlungen, aber auch sexuelle Gewalt.

Die Polizei berichtet für dasselbe Jahr von über 15500 Fällen von Kindesmissbrauch. Das entspreche einem Anstieg um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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