Suchtkrankheiten

"Kuschelhormon" wirkt Alkohol entgegen

Neue Forschungsergebnisse zum Neuropeptid Oxytocin, auch bekannt als "Kuschelhormon", könnten die Entwicklung von Medikamenten für Alkoholkranke voranbringen.

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REGENSBURG/SYDNEY. Das Neuropeptid Oxytocin, auch bekannt als "Kuschelhormon", verringert die Beeinträchtigung der motorischen Fähigkeiten durch Alkohol deutlich, wie Forscher der Universitäten Regensburg und Sydney nachgewiesen haben (PNAS 2015; online 23. Februar).

Schon geringe Mengen Alkohol verschlechtern bekanntlich die körperlichen Fähigkeiten zur Koordination.

Bislang kein Gegenmittel bekannt

Oxytocin

- ist bedeutsam beim Geburtsprozess, für das Verhältnis zwischen Mutter und Kind und allgemein für soziale Interaktionen.

- wurde 1906 entdeckt, wird in Kernen des Hypothalamus gebildet und über Axone zur Neurohypophyse transportiert.

Die Ursache liegt darin, dass Alkohol die hemmende Wirkung des Botenstoffs GABA (Gamma-Aminobuttersäure) verstärkt, wie in einer Mitteilung der Universität Regensburg erläutert wird. Bisher sei kein Gegenmittel bekannt gewesen.

Wie das deutsch-australische Forscherteam festgestellt hat, kommt es weniger zu motorischen Beeinträchtigungen, wenn Oxytocin im Spiel ist. Erhielten Laborratten Alkohol, konnten sie sich nicht mehr gut an einem Gitterrost festhalten oder auf einem Laufrad rennen.

 Zudem bewegten sich generell weniger in offener Fläche. Erhielten sie jedoch zusätzlich Oxytocin, fielen die Defizite deutlich geringer aus, und ihr Verhalten ähnelte eher dem von Tieren ohne Alkohol.

Weitere Experimente zeigten, dass Oxytocin den Einfluss von Alkohol auf GABA-Rezeptoren des Subtyps A, die eine d-Untereinheit besitzen, blockiert.

Linderung von Entzugs-Symptomen

Dabei verändert bzw. moduliert Oxytocin diese GABA-A Rezeptoren direkt; wahrscheinlich allosterisch, also direkt am Protein.

Studien an Alkohol-Patienten und an Labortieren haben zudem gezeigt, dass Oxytocin auch den Alkohol-Konsum verringern und Entzugs-Symptome bei Alkoholikern mildern kann.

Die Studie offenbare erstmals die Mechanismen, die den Oxytocin-Wirkungen auf zellulärer Ebene zugrunde liegen, heißt es in der Mitteilung.

Mit den Ergebnissen der Forscher könne somit die Entwicklung neuartiger Medikamente für Alkoholkranke - insbesondere während des Entzugs - vorangetrieben werden. (eb)

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