Juvenile idiopathische Arthritis

Lange Stilldauer – weniger bleibende Gelenkschäden

Kinder, die länger als sechs Monate gestillt werden, haben im Vergleich zu Kindern, die früh das Fläschchen bekommen, signifikant weniger permanente Gelenkdeformationen, wenn sie an einer JIA erkranken.

Von Christine Starostzik Veröffentlicht:

Fortaleza. Prävalenz und Schweregrad der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) werden früheren Studien zufolge unter anderem von Umweltfaktoren wie Stilldauer und dem elterlichen Rauchverhalten beeinflusst.

Die WHO empfiehlt Müttern, insbesondere in sozial schwachen Gegenden, ihre Kinder sechs Monate voll zu stillen und darüber hinaus zusätzlich bis zum Alter von zwei Jahren.

Anhand von Interviews mit 91 Müttern haben Francisco Rocha von der brasilianischen Liga de Reumatologia e Doenças Autoimunes, Fortaleza, und Kollegen in einkommensschwachen Familien den Einfluss der Stilldauer auf die JIA der Kinder untersucht (Clinical Rheumatology 2019; 38: 2227–2231).

Die durchschnittlich 14-Jährigen litten im Mittel bereits seit zehn Jahren an der Erkrankung. Bei rund 43 Prozent bestand eine Polyarthritis, bei 25 Prozent eine Oligoarthritis und bei rund 19 Prozent eine Enthesitis-assoziierte Arthritis.

Rund 62 Prozent der jungen Patienten wurden mit Methotrexat (MTX) behandelt, entweder als Monotherapie oder in Kombination mit Leflunomid, 33 Prozent erhielten Biologika (meist Etanercept oder Adalimumab, seltener Tocilizumab, Infliximab, Abatacept oder Canakinumab).

67 Prozent der Kinder waren in der häuslichen Umgebung zum Passivrauchen gezwungen. Die elterlichen Rauchgewohnheiten hatten allerdings, anders als in anderen Untersuchungen, ebensowenig Einfluss auf die Dauer des Stillens wie das Familieneinkommen oder der Bildungsgrad der Eltern.

Mittels CHAQ-Scores eruiert

Mithilfe des Child Health Assessment Questionnaire (CHAQ 0–3 Punkte) wurden die Gelenkfunktion und die Einschränkungen im Alltag, Krankheitsaktivität und Schweregrad mit dem Juvenile Arthritis Disease Activity Score 27 (JADAS27; 0–57 Punkte) eruiert. Der Durchschnittswert der CHAQ-Scores erreichte 0,37, der JADAS27 lag bei 5,03 Punkten. 24 Prozent der Patienten wiesen bereits dauerhafte Gelenkveränderungen auf.

91 Prozent der Kinder waren zumindest kurzzeitig gestillt worden, zwei Drittel von ihnen länger als drei Monate. Die Untersuchungsergebnisse zeigten bei JIA-Patienten, die länger als sechs Monate gestillt wurden, signifikant seltener Gelenkveränderungen (14,3 vs. 33,3 Prozent der Patienten).

Auch in den beiden Scores war die geringere Krankheitsaktivität erkennbar, verfehlte allerdings beim Vergleich mit Kindern mit einer Stilldauer unter sechs Monaten knapp die Signifikanz (CHAQ: 0 vs. 0,125; JADAS27: 3,73 vs. 5,99).

Der Querschnittscharakter der Untersuchung lasse keine direkten Kausalitätsschlüsse zu, erläutern Rocha und Kollegen. Die Stillprävalenz innerhalb der untersuchten Studiengruppe, so die Autoren weiter, sei die höchste über die bislang bei einkommensschwachen Familien berichtet wurde.

Den Studienergebnissen zufolge sei bei einer Stilldauer von über sechs Monaten ein Zusammenhang mit einer geringeren JIA-Krankheitsaktivität erkennbar. Eine Bestätigung dieser Resultate für andere Kohorten könne dazu beitragen, eine Mindeststilldauer zu empfehlen.

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