Intensivmedizin

Mikrozirkulation bei Schock und Sepsis im Fokus

Gestörte Mikrozirkulation hat bei Schock und Sepsis eine Schlüsselrolle. Physikalische Gefäßtherapie bietet hier einen neuen Therapieansatz.

Von Andreas Häckel Veröffentlicht:

DRESDEN. Schock und Sepsis zählen zu den gefürchtetsten Komplikationen in der Intensivmedizin. Zu der hohen Sterblichkeit von bis zu 80 Prozent trägt eine gestörte Mikrozirkulation entscheidend bei.

Grund dafür ist die Ausbildung eines Multiorgan-Dysfunktionssyndroms (MODS) in Folge des Blutdruckabfalls und der starken Verminderung der Organdurchblutung, erklärte Professor Karl Werdan vom Herzzentrum des Universitätsklinikums Halle beim Kongress "Im Fokus der Forschung – Kleinste Blutgefäße" in Dresden. Ein weiterer aggravierender Faktor sei das zunehmende Lebensalter, das selbst bei Gesunden in einer Abnahme der Mikrozirkulation, dem "Nadelöhr der Organdurchblutung", resultiere.

Definitiv keine therapeutische Option zur Beeinflussung der kleinsten Blutgefäße stelle die Blutdruckstabilisierung dar, auch medikamentöse Optionen zur Verbesserung der bislang "therapierefraktären" Mikrozirkulation gebe es noch nicht. In einem innovativen Ansatz wird daher nun in einer Pilotstudie im Rahmen einer Promotionsarbeit der Nutzen einer Stimulation des Mikrogefäßsystems bei MODS-Patienten durch elektromagnetische Felder geringer Flussdichte mit biorhythmisch definierter Impulskonfiguration (Physikalische Gefäßtherapie Bemer®) untersucht. Ziel dieser, von Cand Dr. rer. medic. Diethelm Kühnert, MartinLuther-Universität Halle/Wittenberg gemeinsam mit Werdan vorgenommenen Microcirc-MODS-Studie ist es, den Zusammenbruch der Mikrozirkulation bei MODS zu verhindern und so die Überlebenschancen der Patienten zu verbessern.

Bei insgesamt zehn Patienten einer internistischen Intensivstation wird dabei in einem viertägigen Behandlungsintervall vor und nach einer Stimulation mit physikalischer Gefäßtherapie die Mikrozirkulation der Mundschleimhaut untersucht, wie Kühnert bei der Veranstaltung des Unternehmens Bemer berichtete.

Dabei wird die Durchblutung der kleinsten Gefäße mit Sidestream darkfield imaging/SDF untersucht, was die Bestimmung der Gesamtkapillardichte sowie des mikrozirkulatorischen Flussindex ermöglicht. Gleichzeitig werden weitere hämodynamische Parameter erfasst und auch die Sicherheit des Verfahrens geprüft.

Sollte die spätestens Anfang kommenden Jahres beendete Studie erfolgreich ausfallen, werde sich daran eine multizentrische Evaluation anschließen, so Kühnert.

Die Mikrozirkulation ist das Nadelöhr der Organdurchblutung!

Professor Karl Werdan,

Herzzentrum des Uniklinikums Halle

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Destatis

Männer liegen bei der Sterblichkeit vorn

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job

Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar