Mit HPV-basiertem Screening gibt es weniger Zervixkrebs

NEU-ISENBURG (ikr). Mit Hilfe eines Tests auf humane Papillomviren (HPV) lassen sich Frauen einer aktuellen Studie zufolge besser vor invasiven Zervix-Karzinomen schützen als mit der zytologischen Untersuchung (Pap-Test). Besonders Frauen über 35 Jahre profitieren.

Veröffentlicht:
Elektronenmikroskopische Aufnahme von humanen Papillomviren. Krebsauslösend sind vor allem HPV-Typ 16 und Typ 18. ©Professor Thomas Iftner

Elektronenmikroskopische Aufnahme von humanen Papillomviren. Krebsauslösend sind vor allem HPV-Typ 16 und Typ 18. ©Professor Thomas Iftner

© Professor Thomas Iftner

In der italienischen Studie haben Forscher mehr als 90 000 Frauen im Alter zwischen 25 und 60 Jahren untersucht, und zwar mit jeweils zwei Screening-Runden im Abstand von drei Jahren (Lancet Oncology Online). 47 001 Frauen erhielten lediglich einen Pap-Test. Und zum Vergleich bekamen 47 369 Frauen einen HPV-DNA-Test (Hybrid Capture 2 HPV DNA Test) plus eine Dünnschichtzytologie oder den HPV-Test alleine. 33 851 Frauen aus der Zytologie-Gruppe und 32 998 Frauen aus der HPV-Test-Gruppe nahmen an einer zweiten Screening-Runde teil. Primärer Endpunkt war die Diagnose von zervikalen intraepithelialen Neoplasien (CIN 2 und CIN 3), also Zervix-Krebsvorstufen, und invasiven Zervixkarzinomen während der ersten und zweiten Screening-Runde.

Bei der ersten Screening-Runde wurden mit der zytologischen Untersuchung ähnlich viele invasive Zervixkarzinome diagnostiziert wie mit dem HPV-Test (neun versus sieben). Allerdings wurden bei der zweiten Runde mit dem HPV-Test keine Karzinome an der Zervix mehr gefunden, jedoch wiederum neun in der Zytologie-Gruppe. Vier davon waren die als besonders aggressiv geltenden Adenokarzinome.

Für die italienischen Forscher liegt somit auf der Hand, dass ein HPV-basiertes Screening - mit oder ohne zytologische Untersuchung - effektiver ist zur Prävention des Zervixkarzinoms als die zytologische Untersuchung allein. Das führen die Forscher darauf zurück, dass mit dem HPV-Test-basierten Screening mehr persistierende hochgradige Zervixdysplasien erkannt und behandelt werden, bevor sich daraus ein Karzinom entwickelt. So wurden bei der ersten Screening-Runde etwa doppelt so viele CIN 3-Läsionen gefunden wie mit der Zytologie. In der zweiten Runde war es umgekehrt.

Allerdings räumen die Wissenschaftler bei genauer Analyse der Daten ein, dass sich das HPV-basierte Screening bevorzugt für Frauen ab dem 35. Lebensjahr eignet. Bei jüngeren Frauen würden damit vermehrt CIN2-Läsionen gefunden, die sich bei Frauen unter 30 Jahren häufig wieder von selbst zurückbilden. Unklar sei auch noch, in welchen Zeitabständen das HPV-Screening idealerweise erfolgen sollte.

In der neuen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) wird der HPV-Nachweis als sinnvolle Ergänzung zum Pap-Abstrich in der Früherkennung des Zervixkarzinoms bei Frauen über 30 Jahren empfohlen, und zwar im Abstand von zwei bis fünf Jahren. Die Leitlinie der DGGG rät explizit zur HC2-Technik (Hybrid Capture 2). Der Test ist bisher für die meisten Patientinnen ein IGeL-Angebot. Die GKV bezahlt nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei einem unklaren Pap-Befund.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neue Leitlinie Myalgien

Das sind die Red Flags bei Muskelschmerz

Lesetipps
Pneumologen hoffen seit Langem, dass man die Entzündung bei COPD endlich in den Griff bekommen und „das Übel an der Wurzel packen“ kann.

© Tahir/Generated with AI/stock.ad

Inflammation in den Griff kriegen

COPD: Welche Neuerungen in der Therapie und Diagnostik stehen an?