Kommentar
Mit Hormonen in die Demenz?
Früher war es üblich, die Postmenopause mit hormonellen Mangelzuständen wie Diabetes oder Morbus Addison gleichzusetzen. So galt nach dem Versiegen der ovariellen Produktion die gleiche Maxime wie für die Insuffizienz von Betazellen oder Nebennierenrinde: Wo Hormone fehlen, werden sie ersetzt. Auf diese Weise würden die natürlichen Verhältnisse wiederhergestellt und Folgekrankheiten vermieden – so die Idee.
Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied zwischen der Menopause und Diabetes oder Addison: Letztere sind Krankheiten, Erstere nicht. Mit dem Schutz vor Folgeleiden ist es daher so eine Sache. Beispiel Morbus Alzheimer: Ein Östrogendefizit aufgrund früher Menopause gilt als Demenzrisiko, theoretisch könnte der Hormonersatz also die Alzheimergefahr verringern.
Praktisch scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Was sich schon früher in Studien andeutete, bestätigen jetzt finnische Forscher: Postmenopausale Hormoneinnahme ist nicht mit einer Senkung der Alzheimerinzidenz verbunden. Im Gegenteil steigt das Demenzrisiko sogar – wenig, aber signifikant. So zeigt sich auch hier: In einer pathologischen Situation Hormone zu substituieren, ist das eine; einen physiologischen Zustand mit Hormonen zu behandeln, etwas ganz anderes.
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