Mit Pflanzen-Östrogen weniger Tote durch Brustkrebs

HEIDELBERG (eb). Viele Untersuchungen schreiben den Phytoöstrogenen, also Pflanzeninhaltsstoffen mit hormonähnlicher Wirkung, krebshemmende Eigenschaften zu. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) konnten nun erstmals nachweisen, dass die Substanzen bei Brustkrebs nach den Wechseljahren auch das Sterberisiko sowie das Risiko, Metastasen oder Zweittumoren zu entwickeln, um bis zu 40 Prozent verringern.

Veröffentlicht:
Vollkornprodukte und Gemüse: Nicht nur allgemein gesundheitsfördernd, sondern speziell auch für Frauen dringend empfehlenswert, die nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkranken.

Vollkornprodukte und Gemüse: Nicht nur allgemein gesundheitsfördernd, sondern speziell auch für Frauen dringend empfehlenswert, die nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkranken.

© teressa / fotolia.com

Die wichtigste Klasse von Phytoöstrogenen in der westlichen Ernährung bilden die Lignane, die in Saaten, vor allem in Leinsamen, aber auch in Getreide und Gemüse vorkommen. Im Darm werden die Substanzen zu Enterolakton umgewandelt, das von der Schleimhaut absorbiert wird.

Zwischen 2002 und 2005 nahmen die DKFZ-Forscher im Rahmen der MARIE-Studie Blutproben von 1140 Frauen, die nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkrankt waren. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von sechs Jahren setzten sie den Enterolakton-Spiegel in Bezug zum klinischen Verlauf der Erkrankung.

Frauen mit den höchsten Blutwerten etwa 40 Prozent geringeres Sterberisiko

Das Ergebnis: Verglichen mit den Teilnehmerinnen mit dem niedrigsten Enterolakton-Spiegel hatten die Frauen mit den höchsten Blutwerten ein etwa 40 Prozent geringeres Sterberisiko.

Berücksichtigten die Forscher zusätzlich das Auftreten von Metastasen und Zweittumoren, kamen sie zu einem ähnlichen Ergebnis: Frauen mit den höchsten Enterolakton-Werten hatten ein geringeres Risiko für einen solchen ungünstigen Krankheitsverlauf.

Signifikant war das Ergebnis aber nur für die Gruppe der Östrogenrezeptor-negativen Tumoren (JCO 2011, online 6. September).

Enterolakton vermittelt wohl Schutz vor Krebs nicht nur über hormonartige Wirkung

Das legt die Vermutung nahe, dass Enterolakton den Schutz vor Krebs nicht nur über seine hormonartige Wirkung vermittelt. Um herauszufinden, ob Enterolakton auch die Aggressivität von Östrogenrezeptor-positiven Tumoren hemmt, müssten diese Untersuchung noch auf wesentlich größere Gruppen von Frauen ausgedehnt werden, so die Heidelberger Wissenschaftler.

Mit einer Kost reich an Vollkornprodukten, Saaten und Gemüsen, die ohnehin als gesundheitsfördernd gilt, kann sich jeder ausreichend mit Lignanen versorgen, heißt es in einer Mitteilung des DKFZ.

Von zusätzlichen Nahrungsergänzungsmitteln wird zum jetzigen Zeitpunkt allerdings abgeraten.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen