Nach Organtransplantation

Mit Zelltherapie weniger Immunsuppressiva nötig

Werden bei Patienten nach Organtransplantation Verfahren der Zelltherapie genutzt, muss das Immunsystem zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen weniger stark unterdrückt werden.

Veröffentlicht:
Eine Niere wird zur Transplantation vorbereitet. Werden die Organempfänger künftig im Anschluss an die Op auch mit einer Zelltherapie behandelt?

Eine Niere wird zur Transplantation vorbereitet. Werden die Organempfänger künftig im Anschluss an die Op auch mit einer Zelltherapie behandelt?

© horizont21 / stock.adobe.com

Berlin. Weniger Virusinfektionen nach Organtransplantationen – das ist ein Vorteil, den sich Transplantations-Mediziner erhoffen, wenn sie Organempfänger mit Zelltherapie-Verfahren behandeln. Dadurch sollen, wenn möglich, Immunsuppressiva eingespart werden können.

In einer großangelegten internationalen Studie unter Federführung des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin sei die Verträglichkeit neuer Ansätze für die Zelltherapie bei Nierentransplantationen nachgewiesen worden, teilt die Charité mit.

Das Immunsystem müsse hierbei zur Vermeidung von Abstoßungsreaktionen weniger stark unterdrückt werden. Somit könnten Nebenwirkungen wie Virusinfektionen vermieden werden.

Bei der Zelltherapie werden bestimmte Immunzellen außerhalb des Körpers vermehrt und dann zur Infusion bei Organempfängern verwendet, um auf diese Weise eine selbsterhaltende Immunregulation wiederherzustellen.

Im Test: Regulatorische T-Zellen, Makrophagen, dendritische Zellen

Die Forscher haben die Sicherheit und Wirksamkeit der Zelltherapie bei Nierentransplantation sowie den Einfluss auf das Immunsystem getestet (The Lancet 2020; online 23. Mai). In mehreren Zentren weltweit wurden hierfür verschiedene regulatorische Zellprodukte mit einem standardisierten Protokoll entwickelt und dann in getrennten klinischen Studien untersucht, wie die Charité in ihrer Mitteilung berichtet.

Diese Therapien, die bei Patienten vor oder nach einer Nierentransplantation angewendet wurden, hätten regulatorische T-Zellen umfasst und Makrophagen sowie dendritische Zellen, die entzündungshemmende Botenstoffe produzieren.

Die gebündelten Ergebnisse seien dann mit denen einer Gruppe von Patienten verglichen worden, die eine Standardbehandlung mit Immunsuppressiva erhielten. Die Patienten wurden über weitere 60 Wochen betreut und untersucht.

Akute Abstoßungsreaktionen nicht häufiger

„Mit der neuen Zelltherapie konnte die immunsuppressive Behandlung in etwa 40 Prozent der Patienten vermindert und so das Risiko für Nebenwirkungen minimiert werden“, wird die Erstautorin der Studie, Professor Birgit Sawitzki vom Institut für Medizinische Immunologie am Campus Virchow-Klinikum, zitiert.

Zugleich hätten sich die regulatorischen Zellen als eine ebenso sichere Behandlung wie die üblichen Medikamente erwiesen und nicht häufiger zu akuten Abstoßungen geführt. Besonders beeindruckend sei, so Sawitzki, „dass keiner der Patienten nach Verabreichung der regulatorischen Zellen an einer Infektion mit gefährlichen Herpesviren erkrankte, die nach einer Transplantation oft zu Komplikationen führen.“

Das Team um Sawitzki war in der Studie vor allem für den Aufbau und die Durchführung eines standardisierten Immunmonitorings zuständig, also einer Beobachtung verschiedener Immunzellen im Blut, heißt es in der Mitteilung.

„Die Patienten wiesen vor der Transplantation eine veränderte Zusammensetzung der Immunzellen auf, und ihr Normalzustand konnte durch die regulatorischen Zellen deutlich besser als durch eine Standardtherapie wiederhergestellt werden“, erklärt Sawitzki. „Es bestehen damit neue, sichere Therapiemöglichkeiten, mit denen die Dosierung der üblichen immunsuppressiven Medikamente reduziert und das Risiko von Virusinfektionen gesenkt werden kann.“

Weitere größere Studien werden folgen, um die Wirksamkeit der regulatorischen Zelltherapie zu bestätigen. (mal)

Mehr zum Thema

Kein Mythos, aber Relevanz unklar

Wird die virale Sepsis zu schnell diagnostiziert?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Reduktion von HWI-Rezidiven nach initialer Verordnung des Phytotherapeutikums im Vergleich zur initialen Verordnung eines Antibiotikums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Real-World-Daten zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen

Pflanzliches Arzneimittel: weniger Rezidive als unter Antibiotikum

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen
Abb. 1: Typische Laborbefunde bei paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1, 7, 8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie

Unklare Hämaturie – auch an PNH denken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sommer- und Winterzeit

Neue Analyse: Zeitumstellung offenbar doch ohne kardiale Folgen

„ÄrzteTag“-Podcast

Dürfen Vertragsärzte Kassenpatienten Privattermine anbieten, Frau Vogtmeier?

Praxisübernahme

Wie es einer Kollegin nach dem ersten Jahr der Niederlassung geht

Lesetipps
Eine Hand fängt 500-Euro-Geldscheine auf, die durch die Luft wirbeln.

© vegefox.com / stock.adobe.com

Vermögensforscher im Interview

Welche Eigenschaften helfen, reich zu werden

Sie kommt relativ oft vor, wird aber oft übersehen: die kardiale autonome diabetische Neuropathie.

© Aleksandra Kuzmina / stock.adobe.com

Kardiale autonome diabetische Neuropathie

Das neuropathische Herz – ein Risiko