Mit wenigen Laborwerten zur Diagnose bei Anämie

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WIESBADEN (ner). "Weniger ist mehr in der Anämie-Diagnostik", sagt Professor Bernhard Wörmann aus Braunschweig. Er gab beim Internisten-Kongress Tipps für die Differenzialdiagnostik mit Hilfe von wenigen Laborwerten.

Auch bei Anämie gilt: Zur Differenzialdiagnostik ist weniger mehr.

Auch bei Anämie gilt: Zur Differenzialdiagnostik ist weniger mehr.

© Foto: PhotoDisc

Wichtig sei ein strukturiertes Vorgehen in der Blutbilddiagnostik. Bei Anämie-Patienten könnten danach zwei Gruppen unterschieden werden. Zunächst die Gruppe mit zu wenigen oder abnormen Erythrozyten: Bei ihnen sind die Retikulozytenwerte erniedrigt. Außerdem die Patienten, die vermehrt Erythrozyten abbauen oder verlieren, etwa durch eine Blutung. Auf letzteres reagiert das gesunde Knochenmark mit einer gesteigerten Erythropoese, weshalb die Patienten erhöhte Retikulozytenwerte haben.

Eine verminderte Erythrozytenproduktion haben Patienten mit aplastischen Anämien, etwa aufgrund von Virusinfekten oder Autoimmunerkrankungen oder bei akuten Leukämien, wo die Erythropoese verdrängt wird. Dort hilft ein Differenzialblutbild weiter. Je älter die Patienten sind, desto wahrscheinlicher sei ein myelodysplastisches Syndrom (MDS), so Wörmann. MDS-Patienten haben eine hyperchrome, makrozytäre Anämie mit erhöhten Werten für MCV (mean corpuscular volume) und MCH (mean corpuscular hemoglobin).

Patienten mit Mangel an Substraten wie Vitamin B12, Folsäure oder Eisen zur Blutbildung, haben ebenfalls zu wenige Retikulozyten. Sehr häufig seien diese Mangelzustände diätetisch bedingt oder es sei schlicht vergessen worden, etwa nach gastrointestinalen Operationen, zu substituieren, so Wörmanns Erfahrung.

Bei Verdacht auf Eisenmangelanämie sei es falsch, lediglich eine Eisen-Bestimmung im Serum anzufordern, da das Eisen einer ausgeprägten zirkadianen Rhythmik folgt, sagte Wörmann. Der sensitivste Parameter für den Eisenstatus ist Ferritin. Zu beachten sei jedoch, dass das Ferritin - ein Akut-Phase-Protein - auch bei Entzündungen und bei Krebs erhöht ist. Ebenfalls erhöht bei Eisenmangelanämie aber unbeeinflusst durch inflammatorische Prozesse ist der Serumspiegel des löslichen Transferrinrezeptors (sTFR). Verschwommener ist das Bild bei Patienten, die gleichzeitig Eisenverwertungsstörungen haben. Bei ihnen sei der sTFR ein wichtiger Parameter für die Differenzialdiagnose.

Bei gesteigertem Verlust an Erythrozyten ist die hämolytische Anämie ein typisches Beispiel. Die Zahl der Retikulozyten ist dann reaktiv erhöht, ebenso eventuell MCH und MCV. Der sensitivste Parameter ist jedoch Haptoglobin. Der Serum-Spiegel des Transportproteins für freies Hämoglobin ist dann deutlich erniedrigt. Ursache können angeborene Störungen sein, etwa Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel, unerwünschte Medikamenteneffekte oder Membrandefekte. Zudem kommen erworbene Störungen wie Infektionen oder mechanisch bedingte Hämolysen als Ursachen in Betracht.

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