Moderne Antidepressiva modulieren Schmerz

WIESBADEN (skh). Weil Patienten mit Depressionen häufig auch körperliche Beschwerden - meist Schmerzen - haben, profitieren sie von Medikamenten, die gleichzeitig antidepressiv und analgetisch wirken. Zu einer solchen Behandlung können auch depressive Patienten motiviert werden, die körperliche Beschwerden haben, aber die Diagnose Depression nicht akzeptieren.

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Patienten mit mehreren Symptomen einer Depression leiden fast immer auch an unspezifischen Schmerzen. Daran hat Professor Göran Hajak von der Universität Regensburg beim Internisten-Kongress erinnert. Von den Patienten, die nach einer antidepressiven Behandlung einen Rückfall bekommen, haben fast 95 Prozent auch körperliche Beschwerden. Zudem setzen Patienten mit körperlichen Symptomen ihre Antidepressiva häufiger wegen unerwünschter Wirkungen ab als Patienten, die nur psychische Symptome haben (Int Clin Psychopharmacol 17, 2002, 311).

Antidepressiva, die sowohl die Serotonin- als auch die Noradrenalin-Wiederaufnahme hemmen, verstärken sich gegenseitig in ihrem analgetischen Effekt, sagte Hajak bei einem Symposium von Wyeth.

Therapien mit einem dual wirksamen Medikament, etwa Venlafaxin, lindern deshalb sowohl den Schmerz als auch die Depression. Das habe eine Metaanalyse von 31 Studien belegt: Innerhalb der ersten acht Wochen einer antidepressiven Therapie mit Venlafaxin (Trevilor retard) waren die somatischen Beschwerden bei signifikant mehr Patienten zurück gegangen als mit einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder mit Placebo.

Dies sei, betonte Hajak, ein wichtiges Argument bei Patienten, die die Diagnose Depression nicht akzeptieren und eine Antidepressiva-Therapie verweigern: Es gibt Medikamente, die sowohl die Schmerzen selbst als auch die durch den Schmerz verursachten Stimmungsveränderungen lindern.

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